Per Mertesacker Kritische Stimmen zum Druck im Fußball auch in Spanien

Madrid (dpa) - In Spanien und Portugal haben mehrere Fußballstars in ihren Profikarrieren ähnliche leidvolle Erfahrungen gemacht wie der 104-malige deutsche Nationalspieler Per Mertesacker.

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Unter dem Titel „Wenn der Fußball zum Alptraum wird“ zitierte das Madrider Sportblatt „Marca“ am Montag unter anderem den früheren Weltmeister Andrés Iniesta, den Ex-Mainzer Bojan Krkic oder den Portugiesen André Gomes, der 2016 mit seiner Nationalelf die EM gewann.

„Manchmal wollen die Bilder von einem Spiel ein oder zwei Tage später nicht aus dem Kopf verschwinden“, sagte Mittelfeldspieler Gomes, der beim FC Barcelona unter Vertrag steht. „Ich wollte nicht aus dem Haus auf die Straße gehen, weil ich Angst hatte, dass mich jemand erkennen würde.“ Gomes' Landsmann Fábio Coentrão berichtete von seiner Zeit bei Real Madrid: „Ich habe mich als das hässliche Entlein gefühlt, weil die Leute meine Leistungen nicht anerkannt haben. Dabei macht Vertrauen für einen Fußballer 50 Prozent (der Leistungsfähigkeit) aus.“

Der Barça-Regisseur Iniesta geriet nach dem Tod seines Freundes Dani Jarque von Espanyol Barcelona im Jahr 2009 in eine schwere Krise. „Das Schlimmste war, dass man nicht wusste, was mit mir los war“, berichtete Iniesta in einem autobiografischen Buch. „Die Verbindung zwischen Geist und Körper funktionierte nicht mehr.“

Bojan Krkic, der in der vorigen Saison von seinem Club Stoke City an den Bundesligisten FSV Mainz 05 ausgeliehen worden war, hatte laut „Marca“ 2008 als damaliges Talent beim FC Barcelona aus Angst auf die Teilnahme an der EM verzichtet. „Ich habe nicht die Kraft“, sagte der Angreifer dem damaligen Nationaltrainer Luis Aragonés. „Es ging mir sehr dreckig. Mir war fünf Monate lang jeden Tag schwindelig.“

Mertesacker hatte dem „Spiegel“ erzählt, dass er noch heute vor jedem Spiel Durchfall und Brechreiz verspüre. Über das „Sommermärchen“ von 2006 äußerte sich der Verteidiger des FC Arsenal so: „Der Druck hat mich aufgefressen. Dieses ständige Horrorszenario, einen Fehler zu machen, aus dem dann ein Tor entsteht.“