Lienen kritisiert griechische Club-Bosse

Berlin (dpa) - Ewald Lienen war noch nie ein Mann für einfache Lösungen. Auch gut eine Woche nach seinem Abschied vom griechischen Chaos-Club AEK Athen lässt den Fußball-Trainer das Geschehen nicht los.

Und Lienens Ärger richtet sich gegen die aktuellen und besonders die früheren Bosse, die er für den Verfall des Vereins verantwortlich macht. Nach den Ausschreitungen der AEK-Fans am vergangenen Sonntag warnte der 59-Jährige zudem vor einer Pauschalverurteilung. „Das ist ein Pulverfass. Für viele Menschen geht es um die Existenz. Für die ist der Fußball und der Verein der letzte Strohhalm. Sie wissen, was sich im Verein abspielt“, sagte Lienen der Nachrichtenagentur dpa.

Auch die aktuelle Club-Führung wird von dem deutschen Ex-Profi kritisiert. Nicht um seiner Willen, sondern aus Mitgefühl mit den Fans und vor allem den Mitarbeitern. „Das, was dort passiert, macht mich alles sehr traurig. Es hängen so viele Existenzen an der Entwicklung des Vereins.“ Der Niedergang von AEK hat für den vielleicht am meisten politisch denkenden aller deutschen Fußball-Trainer Parallelen zur Wirtschaftslage an der Akropolis. „Es ist das gleiche Prinzip wie bei den großen Problemen Griechenlands. Über Jahre hinweg sind Millionen verschwunden. Und die Fans wissen das. Wo ist das Geld?“, sprach Lienen von Misswirtschaft.

Ausbaden müssten die Situation nun „die kleinen Leute“, betonte Lienen. Der frühere Bundesliga-Profi hatte in der vergangenen Woche sein Trainer-Engagement bei AEK beendet. Am Sonntag war es im Ligaspiel gegen Panthrakikos Komotini nach Krawallen zu einem Spielabbruch gekommen. Dem sportlich wie finanziell angeschlagenen Club droht ein Punktabzug, der den Abstieg aus der griechischen Superliga bedeuten würde. Und nicht nur das: „Bei einem Abstieg muss man Insolvenz anmelden. Da kann es keine Zukunft geben“, prophezeite Lienen.

Das halbe Jahr bei AEK habe groteske Züge gehabt. „Es sind in der aktuellen Club-Führung ausschließlich Personen, die sich um die Rettung von AEK bemühen, aber überhaupt keine Kompetenz in der Führung eines Profiteams haben“, sagte Lienen. Aufgrund der wirtschaftlichen Notlage waren die Arbeitsbedingungen für alle Beteiligten abenteuerlich. „Nach allem, was wir in dem halben Jahr durchlebt und erreicht haben, war die Entscheidung der Vereinsspitze absurd“, sagte Lienen. Eine erneutes Trainer-Engagement in Griechenland schloss er vorerst aus: „Ich glaube, ich habe genug Griechenland-Erfahrung gesammelt.“