Lippi macht's möglich - Guangzhou fordert Bayern
Guangzhou (dpa) - Der Weg zum dritten Weltpokalsieg führt für den FC Bayern München womöglich über einen alten Bekannten.
Star-Trainer Marcello Lippi, der 2006 dem deutschen Sommermärchen ein abruptes Ende bereitete und mit Italien anschließend zum vierten Mal den WM-Titel gewann, wartet nach dem Gewinn der asiatischen Champions League mit Guangzhou Evergrande im Halbfinale der Club-WM in Marokko (11. bis 21. Dezember) als möglicher Gegner. Der chinesische Meister holte sich am Samstag mit dem 1:1 (0:0) im Rückspiel gegen den FC Seoul erstmals die Krone des asiatischen Vereinsfußballs, nachdem es im Hinspiel ein 2:2 gegeben hatte.
Lippi war dabei der gefeierte Mann im Tianhe Stadion. In nur 18 Monaten führte er den Verein zu zwei Meisterschaften und nun zum Gewinn der Königsklasse und rechtfertigte damit sein stolzes Jahresgehalt von rund zehn Millionen Euro. Der Erfolg stehe auf einer Stufe mit dem Gewinn der Champions League als Trainer von Juventus Turin 1996, sagte Lippi gar und lobte sein Team: „Die Mannschaft ist psychisch und physisch gewachsen. Das Team ist besser organisiert und hungrig auf Erfolg.“
Noch 90 Minuten vor dem Spiel qualmte Lippe eine Zigarre und war die Ruhe selbst. Kein Wunder, hat der 65-Jährige doch so ziemlich alles gewonnen, was es im internationalen Fußball zu gewinnen gibt. Weltmeister, Champions-League-Sieger auf zwei Kontinenten, Weltpokalsieger, dazu sieben Meistertitel und einen Pokalerfolg.
Für den chinesischen Fußball war der Triumph nach all den Negativ-Schlagzeilen in der Vergangenheit jedenfalls ein Weckruf. Korruption, Spielmanipulationen, undurchsichtige Bürokratie und Missmanagement bestimmen seit Jahren das Bild im Reich der Mitte. Zahlreiche Fußball-Funktionäre und -Aktive sind dabei wegen der Annahme von Bestechungsgeldern verhaftet worden.
Chinas Staatschef Xi Jinping hatte einmal drei Ziele in Sachen Fußball geäußert: die WM-Teilnahme, die Ausrichtung einer WM und der WM-Sieg. Davon ist das Land meilenweit entfernt. Die auf Platz 97 der Weltrangliste abgerutschte Nationalmannschaft hat sich seit der bislang einzigen WM-Teilnahme 2002 nicht mehr für die Endrunde qualifiziert und ist auch in Brasilien nicht dabei.
Und auch der Erfolg von Guangzhou basierte neben Lippis Trainerkünsten auf den fußballerischen Fähigkeiten der drei Südamerikaner Dario Conca (Argentinien) sowie Elkeson und Muriqui (Brasilien). Elkseon war es auch, der in der 58. Minute den Führungstreffer erzielt hatte, der Ausgleichstreffer durch den Bosnier Dejan Damjanovic (62.) war für Seoul zu wenig.
Guangzhou, das zuletzt dreimal in Serie chinesischer Meister wurde, trifft damit im Viertelfinale der Club-WM in Marokko am 14. Dezember auf den afrikanischen Champions-League-Gewinner (Orlando Pirates oder Al Ahly Kairo). Der Sieger dieses Duells bekommt es im Halbfinale mit Triple-Gewinner FC Bayern zu tun. Dann bedarf es wohl schon mehr als der Fähigkeiten von Lippi.