Liverpools fantastische Woche - Ferguson frustriert
London (dpa) - Unterschiedlicher hätten die Gemütswelten der Trainerkollegen Alex Ferguson und Kenny Dalglish nicht sein können. Sir Alex bezeichnete die 1:2-Niederlage beim Erzrivalen FC Liverpool und die nächste verspielte Titelchance als „Krankmacher“.
Und Dalglish? Seine Wutrede vom vergangenen Wochenende hat absolut eingeschlagen - seine Spieler haben drei Tage nach dem Coup im Liga-Pokal gegen Manchester City nun das zweite große Manchester-Team im FA-Cup ausgeschaltet. „Das war eine fantastische Woche“, befand Dalglish und war rundum zufrieden.
Ferguson fand es „hart zu glauben“, diesen 184. Klassiker zwischen den Reds und den Red Devils verloren zu haben. „Wir haben das Spiel dominiert.“ Die 1:0-Führung der Hausherren durch den Dänen Daniel Agger (21. Minute) glich ManU - auch dank deutlich mehr Ballbesitz - durch Ji-Sung Park (39.) aus. Doch als sich schon die meisten auf eine Nachspielzeit eingestellt hatten, traf wie aus heiterem Himmel noch der eingewechselte Dirk Kuyt (88.). Auch Liverpool-Kapitän Steven Gerrard sah ManU als das überlegene Team: „Aber was zählt, ist das Resultat.“
Und gerade, wenn es um diese Big Points geht, hat United das „ManU-Gen“, diese Selbstverständlichkeit früherer Tage, verlassen: Der Rekordmeister und Rekordpokal-Champion spielt eine der schlechtesten Serien seit Jahren. Erst der Vorrunden-K.o. in der Champions League, nun das Viertrunden-Aus im englischen Pokal - es bleibt nur noch die Premier League, wo der verhasste Lokalrivale ManCity derzeit drei Punkte voraus ist, und die eher als peinlich empfundene Europa League.
Was dem 70 Jahre alten Ferguson außerdem Kopfzerbrechen bereitet, ist sein Lazarett. Neben Rio Ferdinand, Phil Jones und Nani fiel auch Wayne Rooney aus. Der Stümerstar laboriert an einer Knöchelverletzung, die er sich im Punktspiel gegen den FC Arsenal zugezogen hatte.
Und dann hat der Trainerfuchs noch ein Sorgenkind: Keeper David de Gea. Im Sommer für 20 Millionen Euro geholt, gab es für den spanischen Jungstar nach ein Paar Pannen zuletzt einige Spiele Auszeit. Kaum bekam der als Edwin-van-der-Sar-Nachfolger verpflichtete De Gea wieder eine Bewährungschance, war der 21-Jährige allzu zögerlich beim Herauslaufen und so mitschuldig am 0:1. Ferguson sah aber den Fehler nur bei den Mitspielern. Er stärkte dem „Katastrophen-Fänger“, wie das Boulevard-Blatt „The People“ De Gea verspottet, sogar den Rücken.
Liverpools Club-Ikone Dalglish war dagegen ausnahmsweise mal rundum sorglos. Er pries auch die „Fairness der tollen Fans“. Denn das war nach dem Premier-League-Spiel der zwei Clubs nicht selbstverständlich. Im Oktober soll Liverpools Luis Suárez Manchesters Verteidiger Patrice Evra an der Anfield Road rassistisch beleidigt haben und sitzt dafür immer noch eine sehr kontrovers diskutierte Acht-Spiele-Sperre ab.
Nun bejubelte der Uruguayer von der Tribüne aus Kuyts späten Siegtreffer. Nach zuletzt vielen Negativschlagzeilen - Rassismus- Vorwürfen auch gegen einzelne Fans, dem Absprung des Ausrüsters, die 1:3-Liga-Pleite gegen Kellerkind Bolton - war diese Woche Balsam für Liverpools Seele.
Die im FA-Cup verbliebenen Top-Teams treffen im Achtelfinale nicht aufeinander. Liverpool empfängt den Zweitligisten Brighton & Hove Albion, der überraschend Newcastle United aus dem Wettbewerb geworfen hatte.
Wie die Auslosung weiter ergab, spielt der FC Chelsea ebenfalls zu Hause gegen das zweitklassige Birmingham City. Chelseas Londoner Stadtrivale Tottenham Hotspur tritt beim Drittligisten FC Stevenage an. Ex-Nationalspieler Robert Huth reist mit Vorjahresfinalist Stoke City zum Viertligisten Crawley Town. Die Runde der besten 16 wird am 18. und 19. Februar gespielt.