ManCity verspielt den Titel - Balotelli vor Rauswurf?
London (dpa) - Bisher brachte Manchester Citys Trainer Roberto Mancini eine väterliche Geduld für Skandalnudel Mario Balotelli auf. Doch die ist offenbar aufgebraucht:
Nachdem City nicht zuletzt wegen der zahllosen Disziplinlosigkeiten des 21-Jährigen den englischen Meistertitel abhaken kann, kündigte Mancini am Sonntagabend erstmals an, ihn „wahrscheinlich“ zu verkaufen. „Ich bin mit ihm fertig. Wir haben noch sechs Spiele, und er wird in diesen sechs Spielen nicht mehr spielen“, sagte Mancini über Balotelli. Der Stürmer war bei der 0:1-Pleite gegen den FC Arsenal mit Gelb-Rot in der 90. Minute vom Platz geflogen. Zudem blieb ein übler Tritt von ihm ungeahndet.
Balotelli sei die „spatzenhirnige Verkörperung des Zusammenbruchs von City“, schrieb sogar der „Guardian“. Innerhalb einer Woche hatte Balotelli sich schon handfest mit Teamkollegen in einem Spiel um einen Freistoß gestritten, war mit seinem Bentley in einen Unfall verwickelt und räumte über seinen Berater ein, seine Freundin mit einem Wayne Rooney wohlbekannten Call-Girl betrogen zu haben.
In etwas mehr als einem Monat wurde aus dem Fünf-Punkte-Polster des Scheichclubs ein Acht-Punkte-Rückstand auf den Stadtrivalen United. „Game over für Mancini und seine City-Millionäre“, titelte die „Times“ nach der Partie im Emirates Stadium, in der Mikel Arteta die Gunners hochverdient in der 87. Minute zum so wichtigen Sieg im Rennen um die Champions-League-Plätze geschossen hatte.
Rooney lachte übers Balotellis Auftritt via Twitter „haha“, Alex Fergusons Gesicht wurde sicher ganz rot vor Vorfreude auf den 20. Meistertitel der Red Devils, den 13. unter seiner Regie. Die Party könnte schon nach dem direkten Duell am 30. April im Etihad Stadium steigen, der Heimstätte des „noisy neighbours“ („lauten Nachbarn“), wie United-Coach Ferguson das neureiche City einst nannte.
Für Balotelli, den Grenzgänger zwischen „Super Mario“ und dem verrückten „Mad Mario“, ist es bereits die zweite Gelb-Rote Karte dieser Saison. Darüber hinaus wurde er wegen eines Tritts gegen den Kopf eines Gegenspielers auch noch einmal im Nachhinein verbannt. Dies könnte ihm nun wieder blühen. Laut Mancini verdient er eine lange Sperre. Am Montagabend übermittelte Balotelli über die italienische Nachrichtenagentur ANSA seine Entschuldigung: „Es tut mit leid, dass ich ManCity und vor allem Roberto Mancini enttäuscht habe, den ich respektiere und sehr mag.“ Über seine Zukunft werde er am Saisonende mit dem Club sprechen.
Mancini hatte Balotelli, den er 2010 von Inter Mailand für umgerechnet 29 Millionen Euro zu City geholt hatte und schon als 17-Jährigen kannte, durchaus auch in Schutz genommen. „Ich liebe ihn als Kerl, weil ich ihn kenne“, sagte er. „Er ist jung und könnte mein Sohn sein. Er ist kein Bad Guy. Er ist ein fantastischer Spieler.“
Mancini spricht derzeit bei jeder Pressekonferenz über Balotelli und ergänzte: „Ich habe Spieler wie ihn erlebt, die all das Talent haben, und nach zwei oder drei Jahren erledigt sind.“ Immerhin hat Balotelli in dieser Spielzeit wieder 13 Tore erzielt. Aber der Italiener, der wegen seiner Unberechenbarkeit fürs eigene Team zuletzt von seinem Nationaltrainer Cesare Prandelli aus dem Kader gestrichen wurde, hatte eben auch noch zu viel Zeit nebenher, um Hahnenkamm-Mützen zu tragen oder 48 Stunden vor einem wichtigen Spiel einen Nachtclub unsicher zu machen. Oder beim Hantieren mit Feuerwerkskörpern im Badezimmer sein Haus in Brand zu setzen.