„Maschine“ FC Porto: Portugals Meister im Eiltempo

Lissabon (dpa) - Die „Drachen“ des FC Porto sind in Portugal wieder die Größten. Der Traditionsclub, der im Volksmund „Dragões“ (Drachen) genannt wird, hat am Sonntagabend bereits fünf Runden vor Saisonende zum 25. Mal die Fußball-Meisterschaft des Landes gewonnen.

Nach dem 2:1-Auswärtssieg bei Erzrivale und Titelverteidiger Benfica Lissabon verwandelten zehntausende Fans Teile Portugals in ein Meer aus blau-weißen Fahnen, Trikots und Schals. „Die Mannschaft ist eine Maschine“, schrieb die Onlineausgabe des Wochenblattes „Expresso“.

Es ist bereits der siebte Liga-Titel der Nordportugiesen in den vergangenen zehn Spielzeiten. Der junge Trainer André Villas-Boas (33) hat allerdings nicht genug. „Wir spielen den besten Fußball im Land, aber nun wollen wir auch die Europa League gewinnen“, tönte er vor dem Viertelfinal-Hinspiel am Donnerstag in Porto gegen Spartak Moskau. Der Brasilianer Hulk, der mit 21 Treffern die Torschützenliste bequem anführt, ergänzte: „Nun stoppt uns niemand.“

Genau genommen hat Porto nur ein „Miniturnier“ gewonnen. Die drei Traditionsvereine Benfica (32), Porto (24) und Sporting Lissabon (18) machten nämlich seit 1934 nicht weniger als 75 von 77 Titeln unter sich aus. In die Phalanx der „Granden“ konnte seit 1934 nur zweimal ein Außenseiter eindringen: Der Coup gelang 1946 Belenenses Lissabon und 2001 Boavista Porto. Beide sind heute unterklassig und sprechen von einem „Fluch“.

Die Langeweile in der Liga hat wohl einfache Gründe. „Die finanziellen Ungleichheiten sind riesig“, meint Paulo Sergio vom Radiosender „Antena 1“. Der FC Porto trat zum Beispiel diese Saison mit dem Rekordetat von 95 Millionen Euro in der 16er Liga gegen Vereine an, die für die Spielzeit gerade einmal je eine bis zwei Millionen Euro zur Verfügung haben - wie Beira Mar oder Olhanense.

Porto blieb bislang in der „Liga Sagres“ ungeschlagen. Mit 23 Siegen und zwei Remis vergrößerte der Club den Vorsprung auf Benfica auf nicht mehr einzuholende 16 Punkte. Vor 45 000 Zuschauern trafen im Estadio da Luz Benfica-Tormann Roberto (9./Eigentor) sowie Hulk (26./Foulelfmeter) für die Gäste; Javier Saviola hatte in der 17. Minute per Foulelfmeter den zwischenzeitlichen Ausgleich erzielt.

Als die Porto-Kicker dann kurz vor Mitternacht auf dem Rasen zu feiern begannen, wurde es im „Stadion des Lichts“ plötzlich dunkel. Dann ging wie von Geisterhand auch noch die Sprinkleranlage an. Vor dem Spiel hatte es vor den Toren des Stadions heftige Fan-Zusammenstöße gegeben, Polizisten schossen in die Luft und nahmen mehrere Anhänger vorläufig fest.

Das alles störte die „Portistas“ am Ende aber nicht. Sie jubelten ihren Stars im Mannschaftsbus, der für 300 Meter eine halbe Stunde benötigte, noch um vier Uhr morgens frenetisch zu. Auch in Lissabon feierten Porto-Fans bis zum Sonnenaufgang. „Krise hin, Frau her: Heute geht die ganze Rente drauf“, so ein angeheiterter 68-Jähriger.