Matthäus verpatzt EM-Quali - Zoff und UEFA-Prüfung
Sofia (dpa) - Die ersten Spieler rebellieren, die UEFA ermittelt wegen rassistischer Gesänge der Fans: Nach dem EM-Aus seiner Bulgaren erlebt Lothar Matthäus ungemütliche Zeiten.
Das Wiedersehen mit seinem einstigen Lehrmeister Ottmar Hitzfeld in der EM-Qualifikation am Dienstag hat der deutsche Fußball-Rekordnationalspieler bereits als sportlich bedeutungslosen Betriebsausflug abgehakt. „Gegen die Schweiz steht meine Mannschaft nicht mehr unter Druck. Vielleicht ist das leistungsfördernd“, sagte Matthäus nach der ernüchternden 0:3-Pleite gegen England. Mit 5 Punkten aus 6 Spielen sind die Hoffnungen der Bulgaren auf eine Dienstreise zur Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine quasi erloschen.
„Wir haben alle den Unterschied zwischen den beiden Mannschaften gesehen“, sagte Matthäus nach der Lehrstunde von Wayne Rooney & Co. Sein ehrgeiziges Projekt eines Neuaufbaus in Bulgarien verschiebt sich nun auf die WM-Qualifikation für 2014. Allerdings stehen der Reise nach Brasilien unter anderem die Gruppengegner Italien, Dänemark und Tschechien im Weg - fraglich, ob die vor dem England-Spiel kolportierte Handschlagvereinbarung dann wirklich noch gilt.
Verbandspräsident Borislaw Michailow hatte vor rund drei Wochen angekündigt, dass Matthäus für zwei weitere Jahre im Amt bleiben und versuchen solle, das Ticket für die WM zu lösen. Allerdings rumorte es nach der Niederlage in Sofia und vor der Reise nach Basel gewaltig im inneren Teamgefüge der Bulgaren.
Nachdem Matthäus das Trio Stanislaw Manolew, Spas Delew und Alexander Tunschew aus dem Schweiz-Aufgebot gestrichen hatte, reagierte Manolew prompt mit seinem Rücktritt. „Ich werde unter Matthäus nicht mehr das Trikot der Nationalelf tragen“, sagte der Profi vom PSV Eindhoven. Schon gegen die so gut wie sicher qualifizierten Engländer durfte Manolew wegen mangelnder Trainingsleistungen nicht mitwirken.
Mit Delew hatte sich Matthäus vor der Partie gegen die „Three Lions“ ein heftiges Wortgefecht geliefert, woraufhin der 50 Jahre alte frühere Bayern-Profi dem Angreifer von ZSKA Sofia mangelnde professionelle Einstellung vorwarf und auch ihn gegen die Engländer nicht aufbot. „Er ist ein guter Spieler und die Tür ist nicht zu für ihn. Aber er muss lernen, was es bedeutet, ein Nationalspieler zu sein“, sagte Matthäus über den 22-Jährigen.
Ins triste Bild passte da die Nachricht der Europäischen Fußball-Union (UEFA), die trotz der Matthäus-Entschuldigung auf die rassistischen Gesänge einiger bulgarischer Fans gegen den dunkelhäutigen Ashley Young und andere Spieler reagierte. „Die UEFA wird am Montag die Berichte des Schiedsrichters und des UEFA-Delegierten prüfen“, kündigte ein Sprecher am Sonntag an.