Mexiko gegen Italien als Duell der Gegensätze

Rio de Janeiro (dpa) - Kleine Erbse oder großer Kraftprotz: Bei der Pflichtspiel-Premiere im komplett sanierten Fußballtempel Maracanā zwischen Italien und Mexiko könnte der Unterschied zwischen den Hauptdarstellern nicht krasser sein.

Italien setzt auf seinen Muskelmann Mario Balotelli, der wahlweise mit prolliger Brille oder finsterem Blick nicht nur Torhütern, sondern sicher auch Türstehern Angst einflößen würde. Mexiko vertraut den Künsten von Javier Hernandez, genannt „Chicharito“, der kleinen Erbse mit einem freundlichen Gesicht der Kategorie beliebter Schwiegersohn. Tore schießen können beide, das haben sie bewiesen. Beim Confed Cup in Brasilien haben beide das Potenzial zum Superstar.

„Ich bin wegen ihm ziemlich besorgt. Er ist sehr gut und schnell und weiß, wie man Tore schießt“, sagte Italiens ehemaliger Wolfsburger Andrea Barzagli über seinen Sonntags-Gegner Hernandez. Die Wertschätzung von Balotellis Potenzial dürfte in Mexiko nicht geringer sein. „Er ist ein wichtiger Spieler. Die Gegner haben Angst vor ihm“, meinte Barzagli.

Mit Spannung wurde ein letztes ärztliches Bulletin erwartet. Balotelli hatte sich am Freitag am Oberschenkel leicht verletzt. „Wir können davon ausgehen, dass wir ihn spielen sehen“, sagte Prandelli. Laut italienischem Teamarzt war der Trainingsabbruch von Balotelli am Vortag eine Vorsichtsmaßnahme. Prandelli wollte noch das Abschlusstraining am Samstagabend (Ortszeit) abwarten, um endgültig eine Entscheidung zu fällen. In der für Medien öffentlichen Anfangsviertelstunde dieser Übungseinheit machte Balotelli einen fitten Eindruck. Ein Ausfall würde das ohnehin labil wirkende Gefüge der Italiener zu Beginn des WM-Testlaufs weiter erschüttern.

Auch die Mexikaner reisen trotz Verstärkung mit acht Olympiasiegern von London 2012 mit gemischten Gefühlen zum Festival der Meister an den Zuckerhut. Zwei Remis in der WM-Qualifikation gegen Panama und Costa Rica, die sogar die Brasilien-Teilnahme 2014 gefährden, haben die Stimmung gedrückt. „Wir müssen mit jedem Spiel und jeden Tag stärker werden. Wir wollen nicht Mittelmaß sein. Wir müssen stärker werden in allen Mannschaftsteilen, nicht nur in der Offensive und bei der Chancenverwertung“, sagte Hernandez.

33 Tore in 77 Spielen hat der Angreifer für seinen englischen Arbeitgeber Manchester United in drei Jahren geschossen. Für Mexiko traf er seit 2009 in 46 Einsätzen 27 Mal. Die Quoten Balotellis sind ähnlich. Vor seinem Wechsel zum AC Mailand traf er für Manchester City in 54 Partien 20 Mal. In der Squadra Azzurra stehen in 18 Spielen neun Tore zu Buche - zwei davon gegen Deutschland im EM-Halbfinale 2012, wodurch er Italien zum Start beim Confed Cup verhalf.

Dass Balotelli und Hernandez einst gemeinsam in Manchester spielten, wenn auch getrennt voneinander für die Rivalen City und United, ist ein Randaspekt des ungleichen Duells am Sonntag in Rio de Janeiro. Über gemeinsame Freizeitaktivitäten des Duos in England ist nichts bekannt. Zumindest bei eventuellen Disputen mit Türstehern hätte Balotelli (1,89 Meter) seinem mexikanischen Gegenentwurf (1,75 Meter) behilflich sein können.