„Mister für Messi“ - Barça-Coach ohne Europa-Erfahrung

Barcelona (dpa) - Auf Tito folgt Tata: Der Argentinier Gerardo „Tata“ Martino soll beim FC Barcelona die beiden Weltstars Lionel Messi und Neymar unter einen Hut bringen.

Dem neuen Trainer, der beim spanischen Fußballmeister die Nachfolge des krebskranken Tito Vilanova antritt, dürfte es dabei schwer fallen, die gebotene Neutralität zu wahren. Denn der 50-Jährige kommt auf ausdrückliche Empfehlung von Messi zu den Katalanen. „Ein Mister für Messi“, titelte die Zeitung „El Periódico“.

„Tata“, wie Martino seit seiner Kindheit genannt wird, stammt ebenso wie der viermalige Weltfußballer aus der Stadt Rosario. „Mir würde es schwer fallen, einem Spieler wie Messi Anweisungen zu geben“, hatte er einmal in einem Interview eingeräumt. Als Aktiver hatte er Messis Vater Jorge mit seiner Technik so sehr begeistert, dass dieser ein Fan von Martino wurde. Jorge Messi, der auch der Manager seines Sohnes ist, dürfte seinen Teil dazu beigetragen haben, dass Barça sich für den in Europa weitgehend unbekannten Martino als Trainer entschied.

Die Katalanen bestätigten am Dienstag, dass Martino einen Zweijahresvertrag erhält. Sie gehen damit ein erhebliches Risiko ein. Der Argentinier hat nie zuvor einen Club in Europa trainiert, er hat nie eine Mannschaft mit mehreren Weltstars betreut, und er kennt das komplizierte Innenleben von Barça nicht, das nach seinem eigenen Slogan „mas que un club“ (mehr als ein Club) ist. Solche Risiken sind den Katalanen aber nicht fremd. Frank Rijkaard kam ohne große Referenzen zum FC Barcelona, Pep Guardiola und auch Vilanova hatten nie zuvor einen Erstligisten trainiert, dennoch triumphierten alle drei mit den Blau-Roten. Martino scheint von seinem Stil her zu Barça zu passen. Er ist ein Anhänger der Schule von Marcelo Bielsa, die für einen attraktiven Fußball steht.

Er hatte zuletzt mit Messis Jugendverein Newell's Old Boys den Landestitel geholt, und das mit einem Stil, der dem Kurzpass-Spiel des FC Barcelona ähnelt. Seine größten Erfolge hatte Martino zuvor mit der Nationalelf von Paraguay gefeiert, mit der er bei der WM 2010 in Südafrika im Viertelfinale am späteren Weltmeister Spanien scheiterte.

Seine Spielweise als Aktiver beschrieb er einmal so: „Ich hatte eine gute Technik, war aber ziemlich unzuverlässig und bin nur wenig gelaufen. Heute kann man nicht mehr so spielen, wie ich damals.“ Martino kam auch mit Barcelona in Berührung. Im Trikot des CD Teneriffa gab er 1991 gegen den FC Barcelona sein Debüt in der spanischen Liga. Im Barça-Tor stand damals Andoni Zubizarreta, der jetzt als Sportdirektor die Verpflichtung des Argentiniers aushandelte. „Tata“ blieb allerdings nur ein paar Monate in Spanien.

In Barcelona wird nun von ihm erwartet, dass er die Katalanen zurück zur europäischen Spitze führt. Die Wunden der bitteren 0:4- und 0:3-Schlappen im Halbfinale der Champions League gegen Bayern München sind noch nicht verheilt. Martino wird sich bei Barça auf einen eingespielten Kader stützen können. Der spanische Meister sucht noch einen Innenverteidiger. Die Bemühungen um den Brasilianer Thiago Silva von Paris St. Germain schlugen bislang fehl.