Mourinho mault vor Chelsea-Gipfel in Liverpool
London (dpa) - José Mourinho blieb auch vor dem Premier-League-Gipfel seines FC Chelsea bei Spitzenreiter FC Liverpool maulig. Vor der Presse gab sich der portugiesische Trainer wortkarg und ließ offen, ob er mit Rücksicht auf die Champions League wie angedeutet mit einer B-Mannschaft antritt.
„Das werden Sie am Sonntag sehen“, grummelte Mourinho. „Wenn uns nicht dabei geholfen wird, unsere Träume und Ziele zu verfolgen, dann denken wir nur an uns“, fügte er vor der womöglich entscheidenden Partie hinzu.
Mourinho kritisiert, dass Chelsea vor dem Halbfinal-Rückspiel in der Champions League gegen Atlético Madrid erst am Sonntag und nicht schon am Samstag antritt. Bereits nach dem 0:0 im Hinspiel hatte er erklärt, das Erreichen des Finales in der Fußball-Königsklasse habe Priorität, da er in der Premier League keine Chance mehr sehe.
Dass er die englische Meisterschaft auf diese Weise möglicherweise abschenken will, wird auf der Insel kritisiert. „Das sollte ein Titelrennen für die Geschichtsbücher sein, und keines, das von Politik und von Mourinhos Eigeninteresse entschieden wird“, schrieb der „Telegraph“. Mit dem Hissen der weißen Fahne wolle Mourinho mit einem Schlag all seinen Gegnern eins auswischen - der Liga, den Schiedsrichtern, Manchester City und den TV-Anstalten.
Ob B-Team oder nicht: Sollten die Blues (75 Punkte) an der Anfield Road verlieren, könnten sie Liverpool (80) in den beiden letzten Saisonspielen nicht mehr einholen. Nur Manchester City (74) könnte die Reds dann noch am ersten Titelgewinn seit 1990 hindern, denn der Tabellendritte hat noch vier Spiele auszutragen. Liverpool würde in den verbleibenden Partien bei Crystal Palace und gegen Newcastle United allerdings ein Punkt zum 19. Titelgewinn reichen.
Während Chelsea am Sonntag unter anderem auf Torhüter Petr Cech, Kapitän John Terry und Eden Hazard sowie den gesperrte Ramires verzichten muss, kehrt bei Liverpool Stürmer Daniel Sturridge in den Kader zurück. Nach elf Siegen in Serie wollen sich die Reds von Mourinhos Spielchen im Endspurt nicht aus der Ruhe bringen lassen.
„Welche Chelsea-Mannschaft auch immer aufläuft - sie wird mehr kosten als unsere und erfahrener sein“, kommentierte Liverpools Trainer Brendan Rodgers mit einem Schuss Sarkasmus. Für Stürmerstar Luis Suarez, der in dieser Saison bereits 30 Treffer erzielt hat, wäre der Titelgewinn ohnehin eine große Überraschung: „Die Wahrheit ist doch, dass wir uns selbst damit überrascht haben, wie gut wir spielen.“
Mourinho trieb seine Spielchen indes weiter. Auf die meisten anderen Fragen der Journalisten reagierte er ausweichend. „Das ist privat“, „Das ist privat“ und „Das ist gut für uns“, waren seine ersten drei Antworten, ehe er sein Verhalten indirekt erklärte. „Wenn Sie eine bessere Pressekonferenz haben wollen, müssen Sie mit der FA reden. Jedes Mal wenn ich spreche, hat das Konsequenzen. Sogar wenn ich sage, dass der Schiedsrichter fantastisch war, ist das ein Grund mich zu bestrafen“, klagte Mourinho.
Damit spielte der Coach auf sein Lob für Referee Mike Dean nach dem 1:2 gegen Sunderland am vergangenen Wochenende an. Dass es offensichtlich ironisch gemeint war, erwähnte er nicht. Der englische Fußball-Verband (FA) ermittelt gegen den 51-Jährigen.