Nach WM-Desaster plant Hodgson Englands Neuanfang
London (dpa) - Neuer Kapitän, neue Spieler, aber trotzdem die alten Probleme: Vor dem ersten Auftritt der englischen Fußball-Nationalmannschaft nach dem WM-Desaster kämpft Coach Roy Hodgson vor allem gegen die schlechte Laune der Fans auf der Insel.
„Die Stimmung im Land ist schlecht. Das wird den Jungs nicht gerade helfen. Aber wir müssen mental stark sein und damit klarkommen. Wir können die Spiele gegen Italien und Uruguay eben nicht noch einmal spielen“, sagte der 67 Jahre alte Trainer vor dem Test gegen Norwegen im Londoner Wembley-Stadion.
Zum ersten Mal wird Wayne Rooney die Auswahl anführen. „Das ist eine große Ehre. Ich möchte ein erfolgreicher Kapitän werden. Morgen beginnen wir ein neues Kapitel“, sagte der 28 Hahre alte Stürmer von Manchester United.
Bei der WM in Brasilien war Hodgsons Mannschaft nach zwei 1:2-Niederlagen gegen Italien und Uruguay schon nach der Vorrunde ausgeschieden. „Wir dürfen das nicht vergessen, aber meine Spieler dürfen sich davon auch nicht beeinflussen lassen“, erklärte der Trainer. Er hofft gegen die Skandinavier auf einen Neuanfang. Viele Anhänger werden die „Three Lions“ allerdings nicht unterstützen.
Der Verband rechnet beim Match der WM-Versager nur mit 35 000 bis 40 000 Zuschauern. Das wäre Negativ-Rekord im neuen Wembleystadion. Die bisherige Tiefmarke: 48 876 Zuschauer sahen 2007 ein Testspiel gegen Schweden. Vor der WM hatten noch 80 000 Fans beim Duell gegen Peru ihr Team in Richtung Südamerika verabschiedet.
Nach dem Rücktritt der Routiniers Steven Gerrard, Frank Lampard und Ashley Cole versammelte der Coach am Sonntag ein Team mit einem Durchschnittsalter von 25 Jahren um sich. Neu dabei sind Danny Rose (Tottenham), Calum Chambers (FC Arsenal), Fabian Delph (Aston Villa) und Jack Colback (Newcastle). Colback wird gegen Norwegen verletzt fehlen. „Ich werde eine junge Mannschaft aufstellen, aber kein Debütant wird von Beginn an spielen“, sagte Hodgson.
Gleich sieben Spieler müssen beim ersten Lehrgang der neuen Saison passen, darunter die Hoffnungsträger Ross Barkley (Everton), Adam Lallana (Liverpool) Luke Shaw (Manchester United) und Kieran Gibbs (Arsenal). Sie werden auch am kommenden Montag nicht dabei sein, wenn England die EM-Qualifikation mit seiner Partie in der Schweiz beginnt.
Dass Rooney die Kicker von der Insel auf dem Weg nach Frankreich als neuer Kapitän anführt, überrascht nicht. Er ist mit 95 Länderspielen der mit Abstand erfahrenste Akteur im Team - James Milner von Manchester City weist in der neuen Auswahl mit 48 Partien die zweitmeisten Einsätze auf. „Ich denke, wir haben großes Potenzial - deswegen habe ich Hoffnung“, sagte Hodgson.
Der Coach gab aber auch zu, dass er nicht im Handumdrehen neue Leistungsträger hervorzaubern könne. „Wie enttäuschend die WM auch war, wir beginnen wieder von vorne. Ich vertraue diesen Spielern. Sie werden gut genug sein, besonders wenn sie weiterhin in ihren Vereinen Erfahrungen sammeln können. 2016 werden wir eine gute englische Mannschaft sehen“, kündigte Hodgson. Die Fans muss er davon erst noch überzeugen.