Neapels Titeltraum geplatzt - Milan auf Meisterkurs

Mailand (dpa) - Titelverteidiger Inter Mailand ist entthront, der Traum des SSC Neapel von der ersten italienischen Fußball-Meisterschaft nach dem letzten Triumph vor 21 Jahren mit Diego Maradona geplatzt - stattdessen hat der AC Mailand die Hand am „Scudetto“.

Fünf Spieltage vor Saisonende führt das norditalienische Starensemble die Serie A mit sechs Punkten vor Neapel (65) und acht Zählern vor Inter (63) an. „Den Titel jetzt nicht zu holen, käme einem Selbstmord gleich“, gab Milan-Trainer Massimiliano Allegri zu.

Am späten Sonntagabend hatte sich nach Inter auch Neapel aus dem Titelrennen verabschiedet. Die Süditaliener unterlagen zu Hause Udinese Calcio mit 1:2. Gökhan Inler hatte die Gäste in der 56. Spielminute in Führung gebracht, Germán Denis erhöhte in der 62. auf 2:0. Danach prallte Neapels leicht konfuser Sturmlauf an der Abwehr der Norditaliener ab. Als Stümerstar Edinson Cavani dann auch noch einen Elfmeter kurz vor Ende der Partie vergab, war Neapels Schicksal besiegelt. Der Ehrentreffer durch Giuseppe Mascara kurz vor dem Abpfiff in der Nachspielzeit kam zu spät, um die erste Heimniederlage seit einem halben Jahr noch abzuwenden.

„Napoli geht k.o. - Milan feiert“, titelte der „Corriere dello Sport“. Neapels Trainer Walter Mazzarri blieb trotz der Enttäuschung fair und objektiv. Er gratulierte Udinese „für die stärkere Leistung“ und lobte sein auch von den Fans mit Applaus bedachtes Team. „Diese Niederlage ändert nichts daran, dass wir eine großartige Saison gezeigt haben“, sagte der Coach.

Vom Meistertitel habe im Verein ohnehin nie jemand gesprochen, obwohl die Tifosi natürlich schon vom ersten Titel nach dem großen Erfolg vor 21 Jahren mit Diego Maradona geträumt hatten. Sein Ziel bleibe es, besser als im vergangenen Jahr abzuschneiden, betonte Mazzarri. Damals war Neapel als Sechster ins Ziel gekommen.

Neapels Aufstieg mit Trainer Mazzarri und unter der Führung des italienischen Filmproduzenten Aurelio de Laurentiis als Club-Präsident dürfte dennoch weitergehen. Titelverteidiger Inter dagegen steht ein Jahr nach dem Triple-Gewinn vor einer Zäsur. „Inter befindet sich im freien Fall“, kommentierte die „Gazzetta dello Sport“ am Montag die 0:2-Pleite beim abstiegsbedrohten FC Parma. Dies war nach dem 0:3-Desaster im Derby gegen Milan und den beiden Demütigungen (2:5 und 1:2) durch Bundesligist Schalke 04 im Viertelfinale der Champions League Inters vierte Niederlage in den vergangenen fünf Spielen.

„Liebes Inter, das war es. Der Titel gehört uns“, stichelte Milan-Präsident Silvio Berlusconi. Der italienische Ministerpräsident konnte sich die Schadenfreude über den Absturz des Lokalrivalen nach fünf Meistertiteln in Serie offensichtlich nicht verkneifen.

Trainer Leonardo musste am Wochenende eingestehen, dass Inters Titelverteidigung so gut wie sicher gescheitert ist. Auch der Brasilianer selbst steht bei Inter vor dem Aus: In Mailand machen bereits Gerüchte die Runde, wonach Erfolgstrainer José Mourinho nach einjährigem Gastspiel bei Real Madrid wieder zurückkehren könnte. Angeblich hat der Portugiese seine Kinder bereits in einer Schule im benachbarten Lugano angemeldet.