Neustart für Oranje unter Blind - Robben fordert Siege
Amsterdam (dpa) - Danny Blind ist nicht zu beneiden. Gleich seine Premiere als Bondscoach wird für den Nachfolger von Guus Hiddink bei der niederländischen Fußball-Nationalmannschaft zum Schicksalsspiel.
Eine Niederlage daheim gegen Island am Donnerstag würde für den WM-Dritten von 2014 fast schon das Aus in der Qualifikation für die Europameisterschaft in Frankreich im kommenden Jahr bedeuten. „Gegen Island ist es, wie Louis van Gaal immer gesagt hat, ein Spiel um Tod oder Gladiolen“, sagte Bayern-Star Arjen Robben, der das Oranje-Team in Amsterdam als Kapitän aufs Feld führen wird.
Blind wird die Elftal gegen den Überraschungsspitzenreiter der Gruppe A erstmals als Cheftrainer betreuen. Nach dem missglückten Experiment mit Rückkehrer Guus Hiddink steht der 54-Jährige ein Jahr früher als gedacht in der Verantwortung. Eigentlich war Blind erst nach der EM 2016 in vorderster Front vorgesehen, doch da Robben und Co. unter Hiddink eine Enttäuschung nach der anderen ablieferten und der Verband die EM-Teilnahme akut in Gefahr sah, rückte Blind vorzeitig ins erste Glied.
„Ich habe super mit Guus zusammengearbeitet, aber wir müssen jetzt nach vorne schauen“, sagte Blind, früher als Verteidiger selbst Nationalspieler. Daran, zusammen mit Hiddink abzutreten, verschwendete Blind keinen Gedanken. „Ich bin bereit für diese Aufgabe“, sagte er selbstbewusst. Nicht wenige hatten in ihm schon nach dem Ende der Ära van Gaal den idealen Nachfolger gesehen.
Nun trägt Blind also mit einem Jahr Verspätung die Verantwortung und zeigt gleich, dass mit ihm nicht zu spaßen ist. Statt des immer noch nach seiner Form suchenden Robin van Persie ist Robben nun der Kapitän. Ein anderer Routinier wie Nigel de Jong wurde gar nicht erst berufen. „Alles muss in den kommenden vier Spielen der EM-Qualifikation untergeordnet werden“, sagte Blind, der in Marco van Basten und Ruud van Nistelrooy zwei prominente Assistenztrainer an seiner Seite weiß.
Auf dem Platz setzt Blind wie seine Vorgänger vor allem auf Robben. Nach einem schleppenden Saisonstart fühlt sich der Flügelflitzer jetzt wieder fit. „Die Form kommt wieder, das habe ich am Samstag beim Spiel mit Bayern gegen Leverkusen bereits gemerkt“, sagte Robben. „Das war eine gute Generalprobe. Jetzt muss ich zweimal voll da sein“, meinte der 31-Jährige.
Drei Tage nach dem Duell mit Island treten Robben und Co. gegen die Türkei an, für die es ebenfalls um Alles oder Nichts geht. „Woche der Wahrheit für Oranje“, titelte die Tageszeitung „Algemeen Dagblad“ daher und verglich die Situation düster bereits mit der Zeit Anfang der 1980er. Damals steckte der niederländische Fußball in einer tiefen Krise, qualifizierte sich ein paar Mal nicht für die Endrunde.
Dass es wieder so kommt, kann und will sich niemand vorstellen. „Die EM vor dem Fernseher? Undenkbar“, sagte Routinier Wesley Sneijder. „Wir haben uns die Situation selbst eingebrockt, jetzt müssen wir auch damit klar kommen“, sagte der Teamkollege von Lukas Podolski bei Galatasaray Istanbul. „Es steckt genügend Qualität in der Truppe“, stimmte Robben zu. Jetzt müssen es die Oranje-Stars unter Blind nur noch zeigen.