Spott über Reals geplatzten Torwart-Transfer
Madrid (dpa) - Für die einen war es ein „galaktisches Pfuschwerk“, für die anderen eine „beispiellose Lachnummer“: Real Madrid und ManUnited sind nach ihrer Posse um den geplatzten Wechsel des spanischen National-Torwarts David de Gea zu den Königlichen mit Hohn und Spott überschüttet worden.
Der 24 Jahre alte Keeper hatte bei Real die wichtigste Neuverpflichtung dieses Sommers sein sollen. Der spanische Rekordmeister hatte sogar schon den Termin für die offizielle Vorstellung des neuen Torwarts anberaumt. Denn wenn Clubpräsident Florentino Pérez einen Star haben will, bekommt er ihn normalerweise auch - wie er bei Cristiano Ronaldo, Zinédine Zidane oder David Beckham unter Beweis stellte.
Beim Transfer von de Gea ging jedoch etwas schief. Real machte ManUnited für das Scheitern des Transfers verantwortlich. Die Engländer seien erst am letzten Tag vor Schließung des Transfermarkts zur Aufnahme von Verhandlungen bereit gewesen, betonte Real in einer Erklärung. Die Madrilenen hätten die vollständigen Unterlagen aus Manchester erst nach Mitternacht - um 0.02 Uhr - erhalten.
Real habe versucht, die Daten in das Computersystem des Transfermarkts einzugeben. Dies sei aber nicht mehr möglich gewesen, da der Markt bereits geschlossen gewesen sei. Zuvor hätten beide Seiten sich rasch auf einen Tausch ihrer Torhüter De Gea und Keylor Navas verständigt. Real habe die Vertragsentwürfe bereits um 13.39 Uhr an ManUnited übermittelt, aber erst acht Stunden später eine Antwort erhalten. Dann habe es noch bis 23.53 Uhr gedauert, bis die Engländer sich mit Navas auf einen Vertrag verständigt hätten.
Wie die spanische Profi-Liga (LFP) mitteilte, waren die Vertragsunterlagen nicht rechtzeitig vor Schließung des Transfermarkts in der Nacht zum Dienstag eingegangen. Daher konnte der Torwart nicht als Spieler von Real eingeschrieben werden. Nach Informationen des Sportblatts „As“ soll die LFP die Unterlagen um 0.28 Uhr erhalten haben - 29 Minuten zu spät.
„Die Frist ist abgelaufen, und die Regeln sind für alle gleich“, sagte ein LFP-Sprecher der Zeitung „El País“. Real erwog nach Medienberichten, beim Weltverband FIFA Einspruch zu erheben. Der Club will demnach den Nachweis erbringen, dass er die Daten rechtzeitig ins Computersystem des Transfermarkts eingegeben habe. Nach Ansicht der LFP wären die Erfolgsaussichten jedoch gleich null. „Die FIFA hat nicht die Kompetenz, die Zulassung von Spielern anzuordnen“, sagte der LFP-Sprecher. Im vorigen Winter hatte die FIFA in einem ähnlichen Fall einen Einspruch des Erstligisten UD Levante gegen die Annullierung eines Transfers abgelehnt.
Dabei hatten sich Real und ManUnited nach übereinstimmenden Medienberichten bereits mehrere Stunden zuvor auf einen Transfer geeinigt. De Gea sollte danach für eine Ablösesumme von etwa 30 Millionen Euro zu den Madrilenen und der Real-Keeper Keylor Navas im Gegenzug für 15 Millionen Euro nach Old Trafford wechseln.
Kurz vor Ablauf der Frist soll es dann aber noch Änderungen im Vertrag des aus Costa Rica stammenden Navas mit den Engländern gegeben haben. Und diese führten dann zu einer unverhofften Zeitverzögerung, hieß es. Ein Kommentator im Madrider Sportblatt „Marca“ fühlte sich bei der Farce an die Slapstick-Streifen der Marx Brothers erinnert: „Wenn das Groucho noch erlebt hätte...“
Der aus Madrid stammende de Gea, der vor seinem Wechsel zu ManUnited das Atlético-Tor gehütet hatte, sollte bei Real die Nachfolge des langjährigen Starkeepers Iker Casillas antreten. Er lehnte eine Verlängerung seines bis 2016 laufenden Vertrags in Manchester ab und überwarf sich mit Trainer Louis van Gaal. Nun stellt sich die Frage: Wird der Niederländer den ausgemusterten Keeper wieder in den Kader aufnehmen?
Keylor Navas hatte auf der Gegenseite nie einen Hehl daraus gemacht, dass er bei Real bleiben wollte. Beim 5:0-Sieg der Madrilenen am Samstag über Betis Sevilla wehrte er einen Elfmeter ab und wurde nach mehreren Glanzparaden von den Fans als Held gefeiert. „Wozu braucht Real einen De Gea?“, fragte die Zeitung „El País“.