Neymar und Ronaldo in Torlaune - Ribéry gewinnt Duell
Berlin (dpa) - Die Weltstars Neymar und Cristiano Ronaldo in Torlaune, ein „besonderer Sieg“ für Rückkehrer Franck Ribéry und eine neue Angriffsoption im Starensemble des Weltmeisters Spanien: Mehrere Hochkaräter haben sich beim Start ins WM-Jahr eindrucksvoll in Szene gesetzt.
Neymar führte Brasilien mit drei Toren zu einem 5:0 gegen Südafrika in Johannesburg, womit der selbst ernannte Titelfavorit - zumindest aus sportlicher Sicht - seine WM-Reife unterstrich. Die ist zweifelsohne auch bei Ronaldo vorhanden. Der Weltfußballer darf sich nach seinen zwei Toren beim 5:1 des ersten deutschen WM-Gruppengegners Portugal gegen Kamerun nun auch Rekordtorschütze seines Landes nennen.
Kein Tor, aber immerhin 27 Minuten Einsatzzeit waren Ribéry nach seiner einmonatigen Auszeit wegen einer Gesäß-OP beim 2:0 der wiedererstarkten Franzosen gegen Vize-Weltmeister Niederlande vergönnt. Ein wenig Genugtuung dürfte der Ausnahmetechniker verspürt haben, schließlich saß der von ihm wenig geschätzte Ex-Trainer Louis van Gaal auf der Bank von Oranje. Groß Einfluss nehmen musste Ribéry auf das Spiel nicht mehr, den Weg zum Erfolg hatten seine Kollegen bereits vorher geebnet.
Allen voran der in seiner Heimat so kritisch bewertete Karim Benzema, der seinen guten Lauf bei Real Madrid (11 Tore in 13 Spielen) auch im Trikot der Equipe Tricolore mit einem sehenswerten Tor fortsetzte. „Er ist voller Selbstbewusstsein. Das ist ihm im Gesicht anzusehen“, lobte Frankreichs Trainer Didier Deschamps und Frankreichs Presse war vom Sieg verzückt. „Le Parisien“ feierte die „höchst bezaubernden Bleus“
Nüchterner bewertete van Gaal die erste Niederlage nach 17 Spielen. „Ein guter Test gegen einen guten Gegner“ sei es gewesen, sagte der Bondscoach: „Wir haben zu viele Bälle im Mittelfeld verloren. Wir müssen aus diesem Spiel unsere Lehren ziehen.“. Ribéry-Kollege Arjen Robben fehlte wegen einer Oberschenkelblessur ebenso wie der im Vorfeld abgereiste HSV-Akteur Rafael van der Vaart. Besonders hervortun konnte sich beim letzten WM-Casting aus der zweiten Reihe keiner.
Steigerungsbedarf besteht auch noch bei der neuen spanischen Sturmhoffnung Diego Costa. Der gebürtige Brasilianer lief beim 1:0 gegen Italien in der Neuauflage des EM-Endspiels erstmals im Trikot des Welt- und Europameisters auf. Ein wenig nervös agierte der Stürmer von Atletico Madrid im Estadio Vicente Calderon, wo der mit 21 Toren zweitbeste Schütze der Primera Division gewöhnlich zur Höchstform aufläuft.
„Ich bin glücklich, aber ich weiß, dass ich viel mehr leisten kann“, räumte Costa ein. Nationaltrainer Vicente Del Bosque gab sich nachsichtig: „Er hat besondere Fähigkeiten und muss sich sicher erst an die Spielweise anpassen.“ Die gegen Italien nicht nominierten Stars David Villa und Fernando Torres, bei den EM-Endrunden 2008 und 2012 jeweils noch als Torschützenkönige geehrt, dürften den ersten Auftritt ihres Rivalen besonders gut beobachtet haben.
Abstimmungsprobleme offenbarte Brasilien nicht. Das Internetportal „globoesporte.com“ tönte sogleich in Richtung der WM-Rivalen: „Ihr könnt kommen.“ Von Nationalcoach Luiz Felipe Scolari in die Rolle des Favoriten hineinmanövriert sehen sich inzwischen auch die Spieler für die Titelmission gerüstet. „Es war die Seleção, die ihr Spiel durchgesetzt hat. Wir sind auf einem Super-Niveau“, meinte Torhüter Julio Cesar und Kapitän Thiago Silva fügte hinzu: „Wir sind auf dem richtigen Weg. Wir werden bei der WM eine gute Arbeit leisten.“
Gewarnt sein muss auch die DFB-Auswahl angesichts der tollen Form von Weltfußballer Ronaldo, der nach seinen Länderspiel-Toren 48 und 49 das Ranking beim deutschen Auftaktgegner Portugal anführt. „Es war immer mein Ziel, Rekorde zu brechen. Es ist das Ergebnis harter Arbeit“, sagte Ronaldo. Sein argentinischer Rivale Lionel Messi fand dagegen beim 0:0 in Rumänien keinen Weg durch die dicht gestaffelte Defensive.
Im Gegensatz zu Ronaldos Portugiesen scheint für die DFB-Auswahl von Jürgen Klinsmanns US-Team (0:2 gegen die Ukraine) und Ghana (0:1 in Montenegro) als weitere Gruppengegner weniger Gefahr auszugehen. „Es ist normal, dass die Abstimmung noch nicht passt“, sagte Klinsmann, wohlwissend dass er schon schlechter ins WM-Jahr gestartet ist (1:4 mit Deutschland 2006 in Italien).
Sein deutscher Trainerkollege Ottmar Hitzfeld kam mit der Schweiz immerhin zu einem 2:2 gegen Kroatien und hat in Josip Drmic eine neue Option im Sturm. Zwei Tore erzielte der Nürnberger ausgerechnet gegen Kroatien, das Heimatland seiner Eltern.