Norwegen feiert Fußball-Wunderjungen
Drammen (dpa) - Manchester United will ihn angeblich unter Vertrag nehmen, die Bayern sollen Interesse haben, und beim VfB Stuttgart hat er auch schon vorbeigeschaut: Ein kickender Teenager aus Norwegen verdreht den internationalen Clubs den Kopf.
Denn der 15-jährige Martin Ødegaard dribbelt seine Gegner in der norwegischen Profiliga schwindlig. Dort gab er erst im April sein Debüt. Wenige Monate später stehen fast alle großen europäischen Vereine Schlange - sagt sein Vater: „Wir haben über 30 Anfragen.“
Als Ødegaard sein erstes Spiel für den Profiverein Strømsgodset machte, machte das den blonden Teenie zum jüngsten Spieler in der Geschichte der „Tippeliga“. Einen Monat später traf er zum ersten Mal für den Verein, für den schon sein Vater Hans Erik spielte - und brach damit auch den Rekord des jüngsten Torschützen in der Liga.
Seitdem sind noch zwei Treffer und viele Vorlagen dazugekommen - und die Medien in seiner Heimat überschlagen sich mit Superlativen, wenn sie über den offensiven Mittelfeldspieler schreiben.
„Ganz Europa will Martin (15)“, titelt die Boulevardzeitung „Verdens Gang“. „Seine Beweglichkeit erinnert an Messi, als er jung war“, sagt der Sportkommentator Petter Veland. „Das eine ist seine Technik, aber es sind seine taktischen Fertigkeiten, seine Auffassungsgabe und Reaktionen, die ihn auszeichnen“, sagt Fußballexperte Bengt Eriksen.
Ein Youtube-Video des norwegischen Bezahlsenders C More mit Ødegaard-Szenen wurde innerhalb einer Woche 100 000 Mal aufgerufen. „Er ist das Fantastischste, das der Tippeliga in langer Zeit passiert ist“, sagt Kristian Oma, der Redaktionschef der Produktionsfirma, die die Liga-Berichterstattung für C More macht.
Wenn es um den internationalen Fußball geht, sind die Norweger chronische Erfolglosigkeit gewöhnt. Die letzte Teilnahme an einer WM-Endrunde liegt 16 Jahre zurück, für die Europameisterschaft qualifizierte sich das Land nur einmal - 2000 - und schied gleich in der Vorrunde aus. Kein Wunder also, dass Ødegaards Landsleute ihn jetzt schon zu einer „Frontfigur eines neuen Norwegens“ hochjubeln.
In Manchester und München habe sein Sohn schon Probetrainings mitgemacht, sagt der Vater. In Stuttgart sei er in den vergangenen Monaten zweimal zu Besuch gewesen, verrät VfB-Sportdirektor Fredi Bobic der „Welt“, und nennt den 15-Jährigen ein „herausragendes Talent“. Die Schwaben wollten aber nicht aggressiv um den Teenager werben: „Es wird ohnehin nicht einfach, da viele Clubs an ihm dran sind.“
Noch ist das Rennen um den Wunderjungen aber nicht eröffnet. Hans Erik Ødegaard hat erst einmal andere Pläne für seinen Sohn: „Das einzige, auf das wir uns konzentrieren, ist, dass Martin sich entwickeln kann“, sagt er. Die internationale Aufmerksamkeit soll dem 15-Jährigen nicht über den Kopf wachsen. Bis zum Ende dieser Saison im November soll er auf jeden Fall bei seinem Heimatverein in Drammen südwestlich von Oslo bleiben. Aber auch dann „können wir nicht alle Clubs besuchen, mit denen wir Kontakt hatten“, sagt Vater Ødegaard der „Verdens Gang“. „Da bräuchten wir ja ganz 2015 für.“