Özil: „Spiele nicht, um jemand was zu beweisen“

London (dpa) - Nach dem Auswärtssieg bei Aston Villa ließ Mesut Özil den Samstagabend beim Besuch eines Boxkampfs in der Londoner Wembley-Arena ausklingen.

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Stunden zuvor hatte sich der Fußball-Weltmeister beim 3:0-Sieg seines FC Arsenal im Villa-Park in der englischen Premier League selbst durchgeboxt und seinen Kritikern mit einer herausragenden Leistung, einem Treffer und einer Vorlage innerhalb von 72 Sekunden endlich den Wind aus den Segeln genommen. Genugtuung spüre er deshalb aber nicht, betonte der 25-jährige Profi. „Ich spiele ja nicht, um jemandem etwas zu beweisen, sondern ich spiele für Arsenal“, sagte Özil der Nachrichtenagentur dpa.

Nach dem jüngsten 0:2 in der Champions League bei Borussia Dortmund hatten die Medien auf der Insel den Kicker noch verspottet. Nach einer schlechten Leistung hatte er nach 62 Minuten das Feld verlassen müssen. Am Sonntag wurde er gefeiert. „Das war Özil von seiner besten Seite, er spielte in seiner bevorzugten Rolle als Zehner und zeigte eine edle Leistung, die unterstrich, warum Coach Arsène Wenger den 50-Millionen-Transfer immer verteidigt“, schrieb der „Telegraph“. In anderen Zeitungen räumte Özil reihenweise Bestnoten ab.

Der Spieler selbst wollte dennoch nichts von einem Befreiungsschlag wissen. „Die englische Liga ist etwas Spezielles, ein ganz langes Rennen, zu dem noch drei andere Wettbewerbe dazukommen. Da wird es immer Höhen und Tiefen geben. Ich kann das einordnen“, kommentierte der Mittelfeldspieler sein erstes Auswärtstor für die Gunners (32.) und die Vorlage für Danny Welbeck (34.) Der dritte Treffer fiel durch ein Eigentor von Aly Cissokho (36.). Zwischen dem ersten und dem dritten Tor lagen nur 192 Sekunden.

Die jüngste Kritik an seiner Person findet Özil „komisch“. „Ich habe schon das Gefühl, dass ich kritischer gesehen werde. Das war schon in der Bundesliga so, das war auch bei Real Madrid so. Aber damit muss ich leben. Es ist ja nicht das erste Mal“, meinte er. Außerdem verlasse er sich ohnehin mehr auf die Meinung der Trainer und seine eigene Einschätzung. „Wir sind doch erst am Anfang der Saison, haben an zentralen Stellen neue Spieler - da funktioniert das Zusammenspiel, an dem ich ja maßgeblich beteiligt bin, nicht von heute auf morgen“, erklärte er.

Wundern müsse er sich trotzdem manchmal: „Vor zehn Wochen wurde ich in die Mannschaft der Saison gewählt in England - dann wurde ich Weltmeister. Es kam die Sommerpause und nach so wenigen Spielen wird wieder alles infrage gestellt? Aber ich weiß, was ich kann und habe mich bisher immer durchgesetzt.“

Wenger hatte seinem Star vor der Partie in Birmingham den Rücken gestärkt und erklärt, dass er erneut 50 Millionen für den Spielmacher ausgeben würde. Für diese Rekordsumme war Özil im vergangenen Sommer von Real gekommen. Der 64 Jahre alte Franzose hatte zudem davor gewarnt, Özil zum Sündenbock zu machen. „Er ist ein Top-Spieler. Aber momentan ist es wohl modern, über ihn zu meckern“. Am Samstag hatte der Coach den Profi hinter Stürmer Welbeck aufgeboten. Zuletzt hatte Özil häufig auf den Flügel ausweichen müssen. Dass er sich in der Mitte wohlerfühlt, war im Villa Park zu sehen.