Pechvögel statt Adler: Benfica verpasst Triple

Lissabon (dpa) - Halb Portugal trägt Trauer. Benfica Lissabon, der bei weitem beliebteste Fußball-Verein des Landes, machte es den Bayern von 2012 nach und verspielte durch das sensationelle 1:2 (1:0) im Pokal-Endspiel gegen Vitória Guimarães auch die dritte Titelchance.

Innerhalb von nur zwei Wochen war damit das Triple-Scheitern perfekt. Zuvor hatten die zu Pechvögeln degradierten „Adler“ bittere Pleiten mit Last-Minute-Treffern in der Liga im entscheidenden Duell beim FC Porto (1:2) und im Europa-League-Finale in Amsterdam gegen Chelsea (1:2) hinnehmen müssen.

Nach dem Abpfiff weinte Trainer Jorge Jesus hemmungslos. Nicht genug damit, dass sein Stuhl nun heftig wackelt, wurde der 58 Jahre alte Coach auf dem Rasen vor aller Augen auch noch von seinem Stürmer Oscar Cardozo geschubst und beschimpft. Wohl deshalb, vermuten die Medien, weil der Trainer den Paraguayer in der 69. Minute ausgewechselt hatte. Cardozo musste von Mitspielern von Jesus weggezerrt und beruhigt werden. „Ein tragisches Saison-Ende für Benfica“, titelte auf Seite eins die Zeitung „Público“.

Dabei hatte für Benfica im ausverkauften Estádio Nacional in Lissabon alles nach Plan begonnen. Nicolás Gaitán hatte die Roten vor knapp 40 000 Zuschauern in Führung gebracht (30. Minute). Der Argentinier hatte Glück, als Vitória-Abwehrmann Kanu ihn anschoss und der Ball ins Netz rollte. Doch ein Doppelschlag von Guimarães sorgte nach der Pause für die Wende: Soudani glich zunächst aus (79.), zwei Minuten später machte ein Treffer von Ricardo die Sensation perfekt.

Für den Außenseiter aus dem Norden Portugals, der mit einem Saisonetat von 5,5 Millionen Euro kaum Zweitliga-Niveau in Deutschland hätte, war es nach fünf Pokal-Finalniederlagen (zuletzt 2011) der erste Titel in der 95-jährigen Club-Geschichte.

Entsprechend wild und ausgelassen wurde in der 52 000-Einwohner-Stadt, die als historische Hauptstadt als „Wiege“ Portugals gilt, gefeiert. Mehr als 10 000 Fans empfingen die außerhalb von Guimarães weitgehend unbekannten Kicker, als sie nach dem Match und der 350-Kilometer-Fahrt um drei Uhr morgens mit dem Pokal eintrafen und danach die Trophäe im offenen Bus präsentierten.

Während Jesus strategische Fehler einräumte und sagte, nach der 1:0-Führung habe Benfica den Gegner etwas unterschätzt und sich schon wie der sichere Sieger gefühlt, konnte der Coach von Guimarães sein Glück nicht fassen: „Anfang der Saison waren wir (aufgrund der finanziellen Probleme) bereits auf dem Weg auf den Friedhof, und nun sind wir im Himmel“, sagte der 43-jährige Rui Vitória.