Platini und Blatter gegen WM-Boykott in Russland
Astana (dpa) - UEFA-Präsident Michel Platini und FIFA-Chef Joseph Blatter haben sich gegen politische Einmischung zu Fußball-Turnieren in umstrittenen Gastgeberländern ausgesprochen.
Platini wies die Forderung nach einer Absage oder einem Boykott der WM 2018 in Russland zurück. „Ich habe Leute satt, die immer nach einem Boykott rufen“, sagte der Franzose nach dem Kongress der Europäischen Fußball-Union in Astana.
Wegen des Krim-Konflikts und der politischen Sanktionen hatte es zuletzt vermehrt Kritik an der Vergabe der Weltmeisterschaft 2018 nach Russland gegeben. Der Weltverband FIFA betonte bereits in der Vorwoche, an den Plänen für die WM festzuhalten.
Platini verwies darauf, dass der Sport immer wieder mit Boykott-Forderungen konfrontiert werde. Dies sei auch bei der EM 2012 in der Ukraine nicht anders gewesen. „Man sollte hinfahren und seine Meinung sagen. Es ist besser, am Verhandlungstisch zu sitzen als gar nicht da zu sein“, erklärte Platini.
Weltverbands-Präsident Blatter berichtete, man habe wegen der Vergaben der Weltmeisterschaften an Russland und an Katar im Jahr 2022 politischen Druck bekommen. „Fußball ist Opfer seiner Popularität und seines Erfolgs“, sagte der Schweizer. „Wir müssen unser Spiel schützen gegen den Einfluss der Politik.“
Er rechnet in Brasilien diesen Sommer wie schon im Vorjahr mit Protesten der Bevölkerung. „Beim Confederations Cup war der Fußball Opfer von sozialen Unruhen - und wie groß diese waren. Wir hoffen, dass sich das nicht wiederholt“, erklärte Blatter. „Wir gehen davon aus, dass einige Unruhen weitergehen werden.“
Während des WM-Probelaufs im vergangenen Sommer waren in Brasilien mehr als eine Million Menschen auf die Straßen gegangen, um gegen soziale Ungerechtigkeiten zu protestieren. 150 000 Polizisten und Soldaten sowie 20 000 private Sicherheitskräfte sollen bei der WM nun Mannschaften und Fans schützen.