Saisonstart in Frankreich PSG in der Ligue-1: Großer Erwartungsdruck für Tuchel

Paris (dpa) - Thomas Tuchels Liga-Debüt bei Paris Saint-Germain ist wahrlich kein Spitzenspiel. Am Sonntag (21.00 Uhr) empfängt der französische Meister im Prinzenpark-Stadion SM Caen, den Fünftletzten der vergangenen Saison.

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Alles andere als ein klarer Sieg gegen das Team aus der Normandie wäre eine Riesen-Überraschung, wenn nicht gar eine Demütigung - und das illustriert perfekt das PSG-Dilemma.

Denn national gilt die Vorrangstellung des Starensembles um den Brasilianer Neymar und Weltmeister Kylian Mbappé als gesetzt. PSG scheine unerreichbar für seine Verfolger, falls der neue Trainer Tuchel sich bei der Neuausrichtung nicht völlig vertue, analysierte das Sportblatt „L'Équipe“. Fünf der letzten sechs französischen Meisterschaften hat Paris gewonnen. Tuchel aber soll das Team in diesem eher mauen Konkurrenzfeld auf Erfolgskurs für die Champions League trimmen. Keine leichte Aufgabe.

Die Königsklasse ist seit Jahren das klare Ziel der finanzstarken Geldgeber aus Katar, an dem Tuchels Vorgänger Laurent Blanc und Unai Emery aber scheiterten. „Rêver plus grand“ - „größer träumen“, so das selbstbewusste Motto des Clubs.

Die Stimmung zwischen dem früheren Dortmund-Coach Tuchel, der seit Anfang Juli bei PSG im Amt ist, und den Spielern scheint bislang offenbar zu stimmen. Das zeigte am vergangenen Wochenende der fröhlich-kumpelhafte Gesangsauftritt des 44-Jährigen nach dem 4:0-Sieg gegen AS Monaco im französischen Supercup. Manche rieben sich verwundert die Augen, schien diese Szene doch so gar nicht zum Bild des Disziplinfanatikers zu passen, das Tuchel anhängt.

„Wenn er auf dem Spielfeld ist, ist er sehr anspruchsvoll, aber außerhalb vermittelt er viel Energie und Freude“, zitierte die Zeitung „Le Parisien“ Abwehrspieler Marquinhos. „Das sorgt für eine gute Stimmung.“ Ob er den Superstar-Kader in die von ihm gewünschte Bahn lenken kann, muss Tuchel aber erst noch beweisen.

Die Heimatliga von Fußball-Weltmeister Frankreich dürfte jedenfalls auch in diesem Jahr von einem großen Leistungsgefälle geprägt sein. Die Ligue 1 spiegele heute die Struktur der britischen Premier League, kommentierte die „L'Équipe“: Man wisse, dass 15 oder 16 der 20 Erstligisten so gut wie keine Chance hätten, sich für die Champions League zu qualifizieren.

13 Punkte Vorsprung hatte PSG in der vergangenen Saison vor dem Zweitplatzierten AS Monaco. Knapp dahinter folgten Olympique Lyon und Olympique Marseille, das am Freitagabend gegen Toulouse den ersten Ligaspieltag einläuten sollte. Hinter Marseille klaffte dann wiederum ein 19-Punkte-Abstand auf den Fünftplatzierten Rennes.

„L'Équipe“ setzt auf den Tuchel-Faktor, damit angesichts dieser Ausgangslage keine Langeweile aufkommt - die Art, wie er versuchen werde, das Pariser Team neu zu erfinden, kompensiere das Gefühl fehlender Spannung, schreibt das Sportblatt. „In Columbo kennen alle den Schuldigen am Anfang der Folge“, schrieb das Blatt unter Verweis auf eine alte amerikanische TV-Krimiserie, „und alle schwärmen für Columbo.“