Raí: Brasilien ohne WM-Titel „keine Tragödie“
Berlin (dpa) - Für Brasiliens Ex-Weltmeister Raí wäre ein Verpassen des Titels der Selecao bei der Heim-WM in diesem Sommer „keine Tragödie“.
„Der Fußball ist und bleibt die Passion meines Landes, aber diese exzessive Wichtigkeit, die dem Fußball früher eingeräumt wurde, ist nicht mehr da“, sagte der 48-Jährige in einem Interview der „Süddeutsche Zeitung“. Das politische Bewusstsein der Brasilianer sei gestiegen, „und deshalb wissen wir, dass wir vieles lösen müssen, was sich jenseits des Fußballs abspielt - und was teilweise durch die WM erst offengelegt wurde“.
Der frühere Kapitän Raí betrachtet daher auch die Proteste, die es im vergangenen Jahr beim Confed Cup gab und mit denen auch bei der WM vom 12. Juni bis 13. Juli zu rechnen sein wird, nicht mit einer ablehnenden Haltung. „Im Gegenteil: Ich genieße, dass die WM als Verstärker dieser Stimme, dieser Unzufriedenheit dient.“ Er hoffe, dass die WM zum Vorboten gesellschaftlicher Errungenschaften werde.
Sportlich zählt der Weltmeister von 1994 die deutsche Mannschaft zu den „ganz großen WM-Favoriten“. Die DFB-Auswahl habe auch den Vorteil gegenüber Brasilien, dass seit zwei Weltmeisterschaften die Mannschaft aufgebaut werde. „Sie haben eine Generation, die die Jugend hinter sich gelassen hat und endlich reif ist.“