Rassismus-Affäre schockt Frankreichs Fußball
Paris (dpa) - Eine Rassismus-Affäre schockt den französischen Fußball. Der Technische Direktor des Nationalverbandes FFF, François Blaquart, ist mit sofortiger Wirkung suspendiert worden. Nach Medienberichten wollte er die Förderung von arabischen und schwarzen Nachwuchsspielern beschränken.
Wie das Ministerium für Sport in Paris mitteilte, wurde die Suspendierung bei anhängigem Verfahren zusammen mit dem FFF beschlossen. Die Untersuchung solle in acht Tagen abgeschlossen werden, sagte Ministerin Chantal Jouanno.
Der Skandal war von einem Bericht des als seriös geltenden investigativen Portals „Mediapart“ ausgelöst worden. Demnach plante der FFF die Einführung einer Quote von höchstens 30 Prozent für Jugendliche mit afrikanischem Migrationshintergrund für die Sportschulen und Trainingszentren im ganzen Land. Das Projekt sei bei einem „geheimen Treffen“ erarbeitet worden - unter anderem im Beisein von Nationaltrainer Laurent Blanc, hieß es.
Der schwarze Rekordnationalspieler Liliam Thuram sprach von „einem wahren Skandal“. „Wann werden wir endlich die mit der Hautfarbe zusammenhängenden Vorurteile ablegen?“, klagte der Ex- Profi, der sich im Sport und der Politik seit Jahren gegen Rassismus einsetzt, im TV-Sender TF1. Auch viele Politiker äußerten Empörung.
„Mediapart“ hatte geschrieben: „Für die Spitzenfunktionäre des französischen Fußballs steht fest, dass es zu viele schwarze und arabische und zu wenige weiße Spieler gibt.“ Mit mehreren schwarzen und arabischstämmigen Spielern wie Superstar Zinédine Zidane waren die „Bleus“ 1998 Weltmeister geworden. Und auch heute noch spielen viele Profis mit Migrationshintergrund in der Nationalelf.
Blanc und auch FFF-Präsident Fernand Duchaussoy wiesen die Vorwürfe zurück. Blanc sprach zunächst von einer „Lüge“ und sagte, er habe „nie von solchen Plänen gehört“. Am Samstag räumte er aber ein, einige seiner Aussagen könnten zu Missverständnissen und Gefühlsverletzung geführt haben, für die er sich entschuldigen wolle.
Der Weltmeister von 1998, der in Frankreich als Gentleman gilt, hatte jüngst über „Probleme“ bei Profis mit doppelter Nationalität geklagt, die der „Équipe tricolore“ schon mal den Rücken kehren und lieber für die Auswahl ihres Herkunftslandes spielen. „Das ist schlimm“, sagte er jüngst, und meinte vor allem den derzeit besten Ligue-1-Torjäger Moussa Sow (OSC Lille), der für den Senegal kickt.
Verbandsboss Duchaussoy ging derweil in die Gegenoffensive und deutete eine Verschwörung gegen die „Bleus“ an. „Ich bin empört, das ist ungerecht und skandalös. Weil die Nationalelf erfolgreich ist, will man sie jetzt wohl destabilisieren“, sagte er am Sonntag. Nach vielen Skandalen und dem WM-Fiasko von 2010 gelangen Frankreich zuletzt unter dem neuen Coach Blanc sechs Siege in Serie.