Rebell Cantona will bei Präsidentenwahl antreten

Paris (dpa) - Erst rief er zur Revolte gegen die Finanzwelt auf, jetzt will er den Präsidentschaftswahlkampf aufmischen: Der frühere französische Fußball-Nationalspieler Eric Cantona (45) arbeitet auch nach der Sportlerkarriere unablässig an seinem Rebellenimage.

In einem Brief an Bürgermeister und andere gewählte Lokalpolitiker wirbt er derzeit um die 500 notwendigen Unterschriften, die ihm eine Kandidatur bei der Ende April bevorstehenden Präsidentenwahl ermöglichen würden. Er wolle mit der Aktion auf die Wohnungskrise in Frankreich aufmerksam machen, sagte Cantona der Tageszeitung „Libération“. Zehn Millionen Menschen lebten in Frankreich in zu teuren, zu kleinen oder zu schlecht ausgestatteten Wohnungen.

Der ehemalige Superstar von Manchester United (1992-1997) untermauert mit seiner neuen Kampagne einmal mehr seinen Ruf als „Enfant terrible“. Zweifelhaften Ruhm erlangte er 1995 mit einem Kung-Fu-Tritt gegen einen Zuschauer, der ihn zuvor angepöbelt hatte. Danach war er vom englischen Verband und der FIFA weltweit für ein halbes Jahr gesperrt worden.

Wegen seiner Auseinandersetzungen mit Mitspielern, Anhängern, Schiedsrichtern, Funktionären und Journalisten war Cantona schon zuvor in Frankreich zeitweise derart umstritten, dass er 1991 drauf und dran war, mit 28 vorzeitig die Fußball-Stiefel an den Nagel zu hängen. Vor allem englische Fans nennen ihn dennoch bis heute ehrfürchtig „King Eric“.

Nach seinem Karriere-Ende 1997 schien es dann zunächst, als habe Cantona das Rebellentum aufgegeben. Er debütierte als sensibler Schauspieler („Looking for Eric“), spielte Beachsoccer und kümmerte sich um seine schöne Frau Rachida Brakni und die Kinder. 2010 machte er dann mit einer „Bank Run“-Initiative Schlagzeilen. In einem im Internet verbreiteten Video rief Cantona seine Landsleute dazu auf, ihre Konten zu räumen und damit die Macht der Banken zu brechen. Das Medienecho war riesig, für die Finanzinstitute blieb die Aktion folgenlos. Zu wenige Menschen machten damals mit.

Einen echten Wahlkampf plant Cantona nach Angaben von „Libération“ in den nächsten Monaten nicht. Er wolle vor allem die Stiftung Abbé Pierre und ihren Kampf für bessere Wohnbedingungen unterstützen, heißt es. „Man muss in dem Moment handeln, in dem man die Chance hat, gehört zu werden“, kommentierte Cantona.