Referee Brych in Brasilien auf WM-Prüfstand
Rio de Janeiro (dpa) - Auf dem Gruppenbild mit Fußball-Legende Zico steht Felix Brych eher unscheinbar in der obersten Reihe. Im Kreise der gut vier Dutzend potenziellen WM-Schiedsrichter scheint der Jurist aus München im dunkelgrauen Dress der FIFA-Referees nur einer von vielen zu sein
Den ersten großen Schritt zum Traumturnier am Zuckerhut hat Brych aber schon gemacht. Das Auswahlverfahren 10 aus 52 hat der deutsche Unparteiische im Gegensatz zu seinem international deutlich erfahreneren Landsmann Wolfgang Stark bestanden. Beim Confederations Cup gehört der 37-Jährige von Samstag an zum Kreis der Schiedsrichter auf dem WM-Prüfstand. Er ist der einzige deutsche Hauptakteur beim Testlauf für 2014.
„Als nur einer von vier europäischen Schiedsrichtern nominiert zu werden, ist der größte Erfolg meiner bisherigen Laufbahn“, sagte Brych nach der Nominierung im April. Das war's dann aber auch schon an öffentlichen Statements. Die FIFA verbietet ihren Schiedsrichtern in alter Gewohnheit Stellungnahmen abseits der wenigen von ihr selbst organisierten Medienauftritte.
Lob gab es dafür aus der Heimat, wo Brych am Donnerstag vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) zum „Schiedsrichter des Jahres“ gekürt wurde. „Er gehört zu den europäischen Spitzenschiedsrichtern. Ihn zeichnet eine moderne und ausgesprochen souveräne Spielleitung aus. Wir freuen uns sehr, dass seine tollen Leistungen auch international gewürdigt werden“, erklärte DFB-Schiedsrichter-Boss Herbert Fandel.
In Brasilien haben die Referees deutlich vor der Ankunft aller acht Teams ihr eigenes Basislager aufgeschlagen. Eine gute Autostunde von der Copacabana entfernt bereiten sie sich in Zicos Fußball-Camp auf ihren Einsatz beim WM-Testlauf vor. Dort werden sie auch bei der WM im nächsten Sommer wohnen. Dann wäre Brych zu gerne wieder dabei.
Der Confed Cup ist Herausforderung und Chance zugleich. In jedem Fall markiert er eine Wachablösung in der deutschen Schiedsrichter-Zunft, denn Brych hat Stark den Rang abgelaufen. „Felix Brych ist ohne Zweifel einer der besten und modernsten Schiedsrichter in Europa. Er hat sich diese Nominierung mehr als verdient“, sagte Herbert Fandel, der Vorsitzende der DFB-Schiedsrichterkommission.
Stark hatte nach einer achtbaren WM-Leistung 2010 bei der EM 2012 nicht mehr den besten Eindruck hinterlassen. Brych war bei Olympia 2012 in London besser in Form. Dass beide für die WM nominiert werden, scheint derzeit unrealistisch.
Nun folgt für den promovierten Juristen (Doktorarbeit: Förderung des Berufssports durch Kommunen) und Abteilungsleiter für Talentförderung und Schiedsrichterwesen beim Bayerischen Fußballverband der nächste Karriereschritt. 1999 begann Brych mit der Schiedsrichterei. Fünf Jahre später folgte das Debüt in der Bundesliga. Auf der FIFA-Homepage bezeichnet er das Spiel zwischen Hertha BSC und Mainz 05 als seine „schönste Erinnerung.“ Nun wolle er sich „mit guten Leistungen für weitere internationale Aufgaben empfehlen“, betonte Brych.
Beim Blick auf die Kartenstatistik sind die Spieler beim Confed Cup gewarnt. Im Pokal 2007 zeigte er in der Partie Wehen Wiesbaden gegen den VfB Stuttgart fünf Gelbe, eine Gelb-Rote und drei Rote Karten. Bei Olympia in London brachte er es in zwei Spielen auf elf Gelbe, zwei Gelb-Rote und eine Rote Karte. Den Kölner Youssef Mohamad stellte er einst nach 87 Sekunden vom Platz - ein Bundesliga-Rekord.
Eine neue Herausforderung hat Brych in Brasilien auch zu meistern. Erstmals kommt das System GoalControl zum Einsatz. Per Torlinientechnologie sollen Fehler der Schiedsricher verhindert werden. Auch mit diesem neuen System setzten sich Brych und seine Kollegen beim mehrtägigen Lehrgang vor den Toren Rios intensiv auseinander.