Regelhüter: Keine Entscheidung zu Torlinientechnik

Newport (dpa) - Die obersten Fußball-Regelhüter haben eine Entscheidung zur Einführung von Torlinientechniken verschoben. Wie der Weltverband FIFA mitteilte, werden die technischen Hilfen für Schiedsrichter ein weiteres Jahr getestet, ehe im März 2012 eine endgültige Entscheidung fallen soll.

Den Beschluss fasste das für Regelfragen zuständige International Football Association Board (IFAB) im walisischen Newport. „Wir werden mit den technischen Experimenten weitermachen und das Thema beim IFAB-Treffen im nächsten Jahr in London wieder auf die Agenda setzen“, sagte FIFA-Präsident Joseph Blatter. „Dann wird eine definitive Entscheidung fallen.“

Zehn von der FIFA unter die Lupe genommenen Systeme hatten zuletzt einen Test in Zürich nicht bestanden. Sollte in den kommenden zwölf Monaten eine Lösung gefunden werden, kann sich Blatter den Einsatz von Chips in Bällen oder Torkameras schon zur nächsten WM in Brasilien vorstellen. Die Entscheidung fällt das IFAB im März 2012. Geben die Regelhüter einer Torlinientechnik Grünes Licht, „dann sollte es kein Problem sein, diese 2014 einzusetzen“, meinte Blatter.

Beim nächsten großen Turnier, der EM 2012, werden dagegen erstmals bei einem großen Turnier zwei weitere Schiedsrichter-Assistenten zum Einsatz kommen. Das IFAB entschied im Rahmen seiner 125. Jahreshauptversammlung, die schon in der Champions League und Europa League getesteten Torrichter auch in Polen und der Ukraine einzusetzen. Die Europäische Fußball-Union (UEFA) hatte sich dafür ausgesprochen. Blatter will das Modell mit insgesamt fünf Schiedsrichtern auch für die WM nicht ausschließen. „Mit viel Optimismus“ könnte es sein, „dass wir die Extra-Referees 2014 haben werden“.

Für die Torlinien-Tüftler bedeutete die Entscheidung dagegen einen Rückschlag. Auch innerhalb des IFAB ist man zwiegespalten. Alex Horne, Generalsekretär des im IFAB vertretenen englischen Verbandes FA, klagte über den Aufschub: „Das ist nicht optimal.“ Neben einem Vertreter Englands sitzt im IFAB je ein Mitglied der Verbände von Schottland, Wales und Nordirland sowie vier FIFA-Offizielle. Für eine Entscheidung benötigt man eine Zwei-Drittel-Mehrheit (sechs Stimmen). Die FIFA-Vertreter stimmen traditionell en bloc, so dass keine Entscheidung am Weltverband vorbei getroffen werden kann.

Die auf einem FIFA-Fußballplatz in der Schweiz durchgeführten Tests in Februar waren laut Blatter „nicht überzeugend“. Daher müsse der FIFA-Boss seinen „natürlichen Optimismus“ dämpfen. Neue Tests sollen künftig bei Spielen unter realen Bedingungen stattfinden.

Vor allem nach den Fehlentscheidungen bei der WM 2010 in Südafrika wurden technische Hilfen für Schiedsrichter gefordert. Die FIFA - lange strikt gegen jede Technik - wurde dadurch zum Umdenken gezwungen.

Darüber hinaus entschied das IFAB am Wochenende, den Spielern das Tragen von sogenannten Schlauchschals (englisch: Snoods) zu verbieten. Diese seien nicht Teil des Trikots und zudem gefährlich, sagte Blatter. Ein Antrag des DFB, bei einer Notbremse im Strafraum neben dem fälligen Elfmeter die Gelbe Karte statt der Roten zu verhängen, wurde an eine Sonderkommission der FIFA verwiesen.