Ribéry „auf dem Gipfel“ - Ukraine will dichthalten

Kiew (dpa) - Im Kampf um die Flugtickets zur Fußball-WM 2014 in Brasilien setzt Frankreich auf Superstar Franck Ribéry - und große Emotionen.

„Das französische Volk wird uns bei der Qualifikation helfen“, betont Mittelfeldmann Blaise Matuidi. Klar aber ist: „Wir dürfen nicht mit halber Kraft spielen“, meint Ribéry. Die Equipe Tricolore ist gewarnt. Schließlich gilt der Playoff-Gegner als äußerst defensivstark. „Die Ukraine bekommt nicht viele Tore“, weiß Nationaltrainer Didier Deschamps vor dem ersten Duell in Kiew.

Der Weltmeister von 1998 hofft in der ukrainischen Hauptstadt vor allem auf Ribéry - und der Bayern-Profi ist sich der Verantwortung bewusst. „Ich muss den Unterschied ausmachen“, sagt der Triple-Sieger mit Bayern München. Nun will er „mein Jahr“ mit der WM-Teilnahme am Zuckerhut veredeln. „Ich bin wirklich auf dem Gipfel“, sagt Ribéry. Auf viele seiner Kollegen, so warnt die Fachzeitung „L'Equipe“, treffe das aber nicht zu. „Nicht alle sind in Form“, schreibt das Blatt. Sorgen bereitet etwa Abwehrmann Eric Abidal, der beim ehrgeizigen Aufsteiger AS Monaco zuletzt schwache Leistungen zeigte.

Der Druck auf Ribéry und Co. ist groß. Die Playoffs - das Rückspiel steht in St. Dénis an - gelten als entscheidend für die Zukunft des französischen Fußballs. „Les Bleus“ müssen ihr Image nach dem Fiasko bei der WM 2010, als sie mit nur einem Remis in der Vorrunde ausschieden, gewaltig aufpäppeln. Zuletzt hatten in einer Umfrage 82 Prozent der Befragten eine schlechte Meinung von der Nationalmannschaft. Ein Aus würde zudem bedeuten, dass Frankreich erstmals seit 20 Jahren nicht bei einer WM dabei wäre - kein gutes Omen für die Europameisterschaft 2016 im eigenen Land.

Anlass zum Optimismus bietet aber die Statistik. Noch nie hat Frankreich gegen die Ukraine verloren - unter anderem gelang bei der EM 2012 im direkten Duell in Donezk ein 2:0-Erfolg gegen den Gastgeber. Zudem hat Frankreich, wenn auch dank eines klaren Handspiels von Stürmerstar Thierry Henry, bereits 2010 über die Playoffs die WM-Qualifikation geschafft - die Ukraine hingegen scheiterte schon viermal in Entscheidungsspielen. „Wir wollen mit dieser Tradition brechen. Wir haben die große Chance, unsere eigene Geschichte zu schreiben“, kündigt Flügelstürmer Andrej Jarmolenko an.

Das Interesse der Fans ist gewaltig. Die 70 000 Plätze im Kiewer Olympiastadion sind ausverkauft. Auf dem Schwarzmarkt kosten die günstigsten Tickets mit umgerechnet 20 Euro schon fünfmal so viel - viel Geld in der armen Ex-Sowjetrepublik.

Coach Michail Fomenko hat ein recht junges Team zusammengestellt um den international begehrten Jarmolenko von Dynamo Kiew. Hinzu kommen Routiniers wie Anatoli Timoschtschuk, der aber nach seinem Wechsel von Bayern München zu Zenit St. Petersburg noch nicht zu alter Stärke gefunden hat. Ex-Bundesligaprofi Andrej Woronin hingegen überzeugt bei Dynamo Moskau, eine Rückkehr ins Nationalteam ist jedoch nicht geplant. Ansonsten lässt sich Fomenko nicht in die Karten schauen.

„All diese Information würden im Internet auftauchen. Glauben Sie, dass die Franzosen das nicht lesen?“, verteidigt sich der Trainer. Als sicher aber gilt, dass es besonders auf Artjom Fedezki ankommen wird: Der Rechtsverteidiger muss die Flankenläufe von Superstar Ribéry stoppen. „Jedes Wochenende schaue ich mir die Bayern-Spiele an, ich kenne Ribérys Spielweise“, sagt Fedezki selbstbewusst.