Ronaldo herrscht im Camp Nou - Real demütigt Barça
Madrid (dpa) - Jahrein, jahraus zog Cristiano Ronaldo im Kampf mit Lionel Messi um den Titel des Weltfußballers den Kürzeren. Nun konnte der Portugiese seinen Rivalen endlich auch einmal ausstechen - und wie!
Madrid (dpa) - Jahrein, jahraus zog Cristiano Ronaldo im Kampf mit Lionel Messi um den Titel des Weltfußballers den Kürzeren. Nun konnte der Portugiese seinen Rivalen endlich auch einmal ausstechen - und wie!
Beim historischen 3:1-Sieg von Real Madrid im Clásico gegen den FC Barcelona verhalf der Portugiese ausgerechnet im Camp-Nou-Stadion, der fußballerischen Heimstätte Messis, seinem Club zum höchsten Erfolg seit 50 Jahren in Barcelona und dem Einzug ins Finale des spanischen Pokals. „CR7 übernimmt die Macht im Camp Nou“, titelte das Sportblatt „Marca“.
Von Messi dagegen war im Halbfinalrückspiel (Hinspiel: 1:1) kaum etwas zu sehen gewesen. Die Schlappe vor der eigenen Anhängerschaft schlug dem Barça-Rekordtorjäger offenbar derart aufs Gemüt, dass er sich am folgenden Tag „wegen Fiebers und allgemeinen Unwohlseins“ beim Training entschuldigen ließ.
Ganz anders Ronaldo. „Der Erfolg gibt uns eine enorme Dosis an Selbstvertrauen“, tönte der Torjäger bereits mit Blick auf Reals Achtelfinalrückspiel der Champions League am Dienstag bei seinem früheren Club Manchester United (Hinspiel: 1:1). Der Portugiese fühlt sich in der Arena des Erzrivalen sauwohl: In sechs Clásicos in Serie traf er bei Gastspielen der Madrilenen ins Schwarze. Mit insgesamt acht Treffern ist Ronaldo nach der Fußball-Legende Francisco Gento der zweiterfolgreichste Real-Schütze in der katalanischen Metropole.
Ein schwerer Lapsus von Gerard Piqué hatte das Team mit den deutschen Nationalspielern Mesut Özil und Sami Khedira früh auf Erfolgskurs gebracht. Der Barça-Verteidiger foulte Ronaldo im Strafraum, dieser nutzte den Elfmeter (12. Minute) zum Führungstor.
Damit war für die Madrilenen der rote Teppich ausgerollt: Die Elf von Trainer José Mourinho zog sich in die Defensive zurück und entfaltete ihre eigentliche Stärke, das Konterspiel. „Real konnte sich wie bei der Oscar-Zeremonie mit einer Tüte Popcorn zurücklehnen und alle Preise einkassieren“, schrieb die Zeitung „La Vanguardia“. „Barça blieb nur der Oscar für Ballbesitz übrig.“
Die Katalanen schienen aus ihrer 0:2-Niederlage vor einer Woche beim AC Mailand nichts gelernt zu haben. Sie ließen den Ball in gewohnter Weise zirkulieren, wirkten aber ideenlos und ausgelaugt. Messi & Co brachten die Real-Abwehr fast nie in Verlegenheit. Die Treffer der Madrilenen durch Ronaldo (57.) und Raphaël Varane (68.) fielen fast zwangsläufig. Jordi Alba (89.) erzielte Barças Ehrentor.
„Ein kaiserliches Real zerlegt ein führungsloses Barça“, schrieb die Zeitung „El País“. Die Madrilenen beherrschten das Geschehen so souverän, dass der Eindruck entstand, das 3:1 könnte eine historische Wende eingeleitet haben. Die „Königlichen“ haben anscheinend ein Gegenmittel gegen den Kombinationswirbel der Katalanen entdeckt. Im Poklafinale kommt es am 18. Mai zum Stadtduell mit Atletico Madrid, das im zweiten Halbfinale beim FC Sevilla 2:2 spielte und durch das 2:1 im Hinspiel weiterkam.
Die Zeiten, in denen Real in den Clásicos spielerisch unterlegen war, scheinen vorüber zu sein. Schon vor dem Spiel hatte sich der Anbruch einer neuen Ära angedeutet, als Barça-Coach Jordi Roura Zweifel am Schiedsrichter geäußert hatte. So etwas war in der Vergangenheit eher die Spezialität Mourinhos gewesen.
Für die Katalanen war das 1:3 eine der bittersten Niederlagen seit Jahren. Am Samstag bietet sich ihnen in der Liga beim Clásico im Bernabéu-Stadion die Gelegenheit zur Revanche. In der Primera División sind die Blauroten Tabellenführer mit 16 Punkten Vorsprung vor Real. Eine Pokal-Heimpleite gegen den Erzrivalen wie die vom Dienstag wiegt aber auch für einen stolzen Liga-Primus schwer.