United-Legende Giggs vor 1000. Einsatz als Profi
Manchester (dpa) - Als Ryan Giggs in der Champions League gegen Real Madrid jüngst eingewechselt wurde, da erhob sich das Santiago-Bernabéu-Stadion für ihn. Die Königlichen machten eine Verbeugung vor der Manchester-United-Legende.
„Das hat mich überrascht“, sagte der 39-Jährige verlegen und scherzte: „Ich sollte hier öfter spielen.“ Beim ewigen Ryan scheint auch das nicht ausgeschlossen. Für United-Trainer Sir Alex Ferguson (71), der selbst eines Jungbrunnens bezichtigt wird, ist „Giggsy“ schlicht ein körperliches „Wunder“. Am Samstag gegen Norwich City steht der Waliser vor seinem 1000. Spiel als Fußball-Profi für Club und Land.
Als Giggs am 3. März 1991 sein Debüt für United gab, da war sein jetziger Mannschaftskollege Phil Jones noch gar nicht geboren. Danny Welbeck und Keeper David De Gea strampelten als 3 Monate alte Babys umher. Giggs selbst, heute an den Schläfen ergraut, hatte noch diesen Locken-Look. Sir Alex verglich den Flügelflitzer mal denkwürdig mit einem „Jack Russell, der einem Fetzen Silberpapier hinterherjagt“.
Begonnen hatte die einzigartige Verbindung zwischen ManUnited und Giggs am 14. Geburtstag des kleinen Ryan: Da fuhr Ferguson mit seinem riesigen Mercedes vor dem Haus der Familie Giggs vor und warb das Talent aus der Manchester-City-Fußballschule ab.
Ein Vierteljahrhundert später ist der elegante Mittelfeldspieler immer noch ein Red Devil und erklärt seine ewige Jugend mit guten Genen und dem täglichen Yoga-Programm. Er spielt seine 23. Saison (!) und erzielte in jeder der Spielzeiten mindestens ein Tor. Als Giggs am Samstag bei den Queens Park Rangers traf, fiel Ferguson ein, dass Giggs an der Loftus Road schon einmal ein Traumtor geschossen hat - „vor 30 Jahren oder so“. Ferguson lachte schallend.
United-Anhänger drücken ihre Verehrung für den „Welsh Wizard“ (Walisischen Zauberer) bizarr aus, mit Brusthaar-Toupets im Old Trafford - in Anlehnung an Giggs' Brustpelz. 2011 wählten Fans ihn zum besten Spieler der Clubgeschichte. Nicht George Best, Eric Cantona, Cristiano Ronaldo, Bobby Charlton oder Roy Keane, sondern Giggs, der nie eine Rote Karte bekam und über den Gegenspieler klagten, er sei so leichtfüßig, dass man ihn nicht kommen höre.
Giggs ist der britische Titelrekordsammler: Es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn er im Mai nicht seine 13. Meisterschaft holt. Dazu kommen zwei Champions-League-Triumphe und vier FA-Cup-Siege. Der Linksfuß brach 2008 Charltons Rekord von 758 United-Partien, wurde 2009 Englands Fußballer des Jahres und Sportler des Jahres in Großbritannien. Seinen einzigen Makel - dass er als Waliser nie ein großes Turnier gespielt hat - legte Giggs ab, als er bei Olympia in London 2012 die britische Auswahl als Kapitän aufs Feld führte.
Einer Fan-Legende nach ist Giggs eine Reinkarnation von George Best, der ebenfalls als technisch versierter Außenstürmer zur United-Ikone aufstieg. Dem Nordiren wurde der Alkohol zum Verhängnis. Giggs dagegen ist für seine eiserne Disziplin bekannt und meidet als „Anti-Beckham“ die Partywelt, obwohl er in den 90ern als erster Posterboy der Premier League galt. Ein Leben im Flutlicht, nicht im Rampenlicht. Das Saubermann-Image bekam allerdings Kratzer, als 2011 aufflog, dass er während seiner Ehe Affären mit einem „Big-Brother“-TV-Sternchen und seiner Schwägerin unterhielt.
Und nach der Profikarriere? Dann nimmt er vielleicht weitere Yoga-DVDs auf. Ferguson könnte sich den Mittelfeldstrategen auch wunderbar als seinen Nachfolger vorstellen. Eine Statue vor Old Trafford scheint nur noch Formsache, auch wenn Giggs selbst bei dem Gedanken daran erschaudert: „Eine Statue? Ich weiß wirklich nicht, was ich davon halten soll...“ Als George Best einst den blutjungen Giggs sah, gab er bereits zu Protokoll: „Eines Tages werden sie vielleicht sogar sagen, ich war so eine Art Ryan Giggs.“