Ronaldo: Offizier, Museumsgründer und Weltfußballer
Zürich (dpa) - Zum Offizier wurde Cristiano Ronaldo kürzlich in seiner Heimat ehrenhalber ernannt. „Großoffizier des Ordens des Infanten Dom Henrique“, darf er sich seither nennen, weil er dem Ansehen Portugals in der Welt dient.
Aus Freude über den für ihn viel wichtigeren Titel als Weltfußballer 2013 wurde der Superstar nun auch zum Gentleman. „Das ist ein Thema, das abgeschlossen ist. Wir hatten ein Telefongespräch, das ist erledigt“, verzieh „CR7“ kurz vor der Gala in Zürich am Montagabend FIFA-Präsident Joseph Blatter großherzig dessen ironisch-spöttischen Ronaldo-Parodie im Vorjahr vor Studenten in Oxford.
Fünf Jahre nach seinem ersten Titel als Weltfußballer ist Ronaldo wieder da, wo er sich selber ohnehin schon immer wähnte - auf dem Thron des besten Fußballers der Welt. 69 Treffer für Real Madrid und beeindruckende vier Power-Tore für Portugal im WM-Playoff gegen Schweden waren Argument genug. 0 Titel mit den Königlichen aus Spaniens Hauptstadt 2013 fielen im Dreikampf mit Franck Ribéry und Vierfachsieger Lionel Messi nicht ins Gewicht.
Pikiert hatte Ronaldo noch im Herbst 2013 auf die Blatter-Einlage reagiert und wieder einmal mit einem Gala-Boykott gedroht. Eine Entschuldigung des FIFA-Chefs und die realistische Aussicht auf den Gewinn des begehrten Goldenen Balls ließen ihn einlenken.
Das System Ronaldo ist auf dem Spielfeld imposant. Die Dynamik des 28-Jährigen lässt Gegner wie schlappe Aufblaspuppen aussehen. Abseits des Spielfeldes spaltet der Junge von der Atlantikinsel Madeira, wo er sich selbst ein Ronaldo-Museum errichtete, die Fangemeinde. Den glühenden Verehrern steht ein Heer von Kritikern gegenüber, die ihm Eitelkeit und Show-Kalkül vorhalten, gefördert durch eine geschickte Marketingstrategie, die durch den Weltfußballertitel weitere Millionengewinne abwerfen wird.
Divenhaftes Verhalten ist belegt. Als Gareth Bale im Sommer für die kolportierte Weltrekordsumme von 100 Millionen Euro von Tottenham nach Madrid wechselte, gefiel es Ronaldo und dessen Clan nicht, dass „CR7“ seinen Status als teuerster Fußballer der Welt verlieren sollte. Schon 2012 war die Stimmung im Keller, als er bei der Wahl zu Europas Fußballer des Jahres wieder einmal verloren hatte, diesmal nicht einmal gegen Messi, sondern dessen Barca-Kollegen Andres Iniesta. Die Real-Bosse mussten mit einer Gehaltsaufstockung die miese Stimmung vertreiben.
Lang und länger ist das Gesicht Ronaldos auf vielen Gala-Bildern der vergangenen Jahre. Als Ribéry im August 2013 zu Europas Bestem gekürt wurde, reiste Ronaldo nicht nach Monaco an. Ein Testspiel in der spanischen Provinz war ihm wichtiger oder einfach nur fadenscheinige Begründung. Mit dem Goldenen Ball im Arm ist das breite Cristiano-Lächeln wieder da.