Ronaldos süße Rache: „Spreche lieber auf dem Platz“

Madrid/Miami (dpa) - Demonstrativ drehte sich Cristiano Ronaldo zur Bank des FC Chelsea und zeigte mit den Fingern auf seine Brust. Es war die passende Antwort des Superstars von Real Madrid auf die Kritik seines früheren Chefs José Mourinho, der im Sommer zum FC Chelsea abgewandert war.

Beim 3:1-Sieg von Real Madrid über den Londoner Club im Finale des International Champions Cups in Miami war der Portugiese mit zwei spektakulären Toren der überragende Mann. In Anspielung auf die jüngste Kritik Mourinhos an Ronaldo sprachen spanische Medien von einer „gelungenen Rache“. Der 28-Jährige genoss den Sieg unterdessen mit Klasse: „Ich bin glücklich. Ich spreche lieber auf dem Platz“, erklärte er nach dem Abpfiff.

Mourinho, der im Sommer vom spanischen Rekordmeister zurück zum englischen Premier-League-Club an die Stamford Bridge gewechselt war, hatte vor dem Spiel gegen seinen Landsmann gestänkert. Er habe schon mit 30 Ronaldo trainiert. „Nicht diesen einen, den Echten - den brasilianischen Ronaldo“, hatte er gesagt. Die Zeitung „El Mundo“ widersprach nun in der Onlineausgabe: „Dieser Ronaldo ist echt“, hieß es über ein Bild des mit Teamkollege Marcelo jubelnden „CR7“.

Neben Ronaldo, der per Freistoß-Lupfer (31.) und Kopfball (56.) traf, war im Finale auch Marcelo (13.) für die auch mit Mesut Özil und Sami Khedira angetretenen Königlichen erfolgreich. Die Engländer, bei denen der deutsche Nationalspieler Andre Schürrle in der 73. Minute eingewechselt wurde, kamen lediglich durch Ramires (16.) zum zwischenzeitlichen Ausgleichstreffer.

„Ronaldo ist der Mann bei Real, er ist sehr wichtig für uns. Mit ihm in Topform ist die Arbeit eines Trainers leichter“, lobte Coach Carlo Ancelotti. Und sogar die Sportzeitung „El Mundo Deportivo“, die als Hausblatt von Reals Erzrivale FC Barcelona gilt, feierte den Ex-Weltfußballer überschwänglich - nicht nur wegen der Leistung und der Tore. Als Ronaldo in der zweiten Hälfte einen Fan, der auf den Platz gestürmt war, freundlich umarmte, hätten die 67 300 Zuschauer im Sun Life Stadium „eine der schönsten Szenen gesehen, die es jemals auf einem Fußballfeld in den USA gegeben hat“, schrieb das Blatt.

Nach der Niederlage gab sich Mourinho kleinlauter. „Ronaldo ist ein großartiger Spieler. Wenn er Tore schießt, sind das keine Nachrichten. Es wären Nachrichten, wenn er nicht trifft“, sagte er. Eine Niederlage in der Saisonvorbereitung sei „kein Drama“. Der im Streit mit vielen seiner Stars aus Madrid weggezogene Coach versicherte, er wünsche Real den Liga-Titel. Ronaldo habe er zudem nicht kritisieren wollen. „Der brasilianische Ronaldo war für mich der echte, weil er zuerst da war. Wenn man mich fragt, wer der echte Müller ist, ob Thomas Müller oder Gerd Müller, dann sage ich Gerd.“

Ob „the Special One“ mit diesen Worten bei den Real-Profis auf Verständnis stößt, ist mehr als fraglich. Die große Mehrheit seiner ehemaligen Schützlinge, darunter Ronaldo, Iker Casillas - der von Mourinho vergangene Saison auf die Bank verbannt worden war - und Sergio Ramos würdigten ihm beim traditionellen Handshake nach dem Abpfiff jedenfalls keines Blickes.