Sambias emotionale Rückkehr nach Libreville
Libreville (dpa) - Es ist die Rückkehr an den Ort einer großen Tragödie. Wenn am Sonntag Sambias Fußballmannschaft in Gabuns Hauptstadt Libreville im Finale des Afrika-Cups steht, sind auch die Erinnerungen an das Unglück vor 19 Jahren mit auf dem Spielfeld.
Es ist April 1993. Sambias Fußball-Nationalmannschaft, eines der afrikanischen Top-Teams dieser Zeit, ist auf dem Weg zu einem WM-Qualifikationsspiel im Senegal. Ihr Flugzeug landet in Libreville zwischen, um aufzutanken. Kurz nach dem Start fängt einer der Motoren plötzlich Feuer. Die Maschine stürzte ins Meer. 30 Menschen sterben, darunter 18 Stammspieler der Mannschaft.
Nur ein Jahr später steht ein neu zusammengestelltes Team für Sambia im Finale des Afrika-Cups in Tunesien. Obwohl sie Nigeria mit 2:1 unterliegt, hat die Mannschaft es geschafft: Sie hat die Tragödie überwunden, die Welt bewundert sie.
Es war das zweite und letzte Mal, das Sambia im Finale stand. An diesem Sonntag ist es wieder so weit. Dann treten die Überraschungskicker aus Sambia gegen die Elfenbeinküste an.
Seit 1996, als Sambia in Südafrika auf den dritten Platz kam, kämpft die Mannschaft um den Erfolg, zu dem sie vor dem tragischen Flugzeugabsturz imstande schien. Mit der Qualifikation für das Finale haben die sogenannten Chipolopolos nun wieder Vertrauen gefasst.
Sambias früherer Spieler, Kalusha Bwalya, hatte 1993 nicht in der Unglücksmaschine gesessen. Er spielte gerade für den niederländischen Verein PSV Eindhoven und hatte eigene Reisevorbereitungen getroffen. Heute leitet Bwalya den sambischen Fußballverband und sitzt auch im Management des afrikanischen Fußballverbandes. Er glaubt an seine Mannschaft: „Es ist gut, dass das Team bislang und auch weiterhin das Land in Libreville repräsentiert“, sagte er.
Als Kapitän des verstorbenen Teams werde er seine früheren Kameraden immer in Erinnerung behalten. Bwalya war zwischenzeitlich auch als Trainer in Sambia tätig, 2006 aber trat er zurück, als sein Team in der ersten Runde im Afrika-Cup scheiterte. Auch 2008 kam Sambia nicht über die erste Runde hinaus.
„Unsere Geschichte wäre nicht komplett ohne das Flugzeugunglück von Gabun“, sagte Bwalya, der 1988 zu Afrikas Fußballer des Jahres gewählt wurde. „Er ist Teil der Geschichte des sambischen Fußballs, weil wir ein fantastisches Team hatten.“ Die aktuelle Mannschaft wisse, was damals geschehen ist. „Aber die meisten von ihnen sind zu jung, um sich zu erinnern“, sagte der 48-Jährige.