Schluchzender Suarez - Spott für Liverpool nach 3:3
London (dpa) - Luis Suarez wollte gar nicht mehr aufhören zu weinen. Mehrere Minuten schluchzte der Uruguayer wegen des bitteren Rückschlags für den FC Liverpool im Meisterkampf herzzerreißend auf dem Rasen, verbarg sein Gesicht unter dem Trikot und wurde von Steven Gerrard über den Platz geleitet.
Wie der Bodyguard eines Popstars wehrte der Kapitän neugierige Kameramänner ab - nach dem späten 3:3 bei Crystal Palace glich die Stimmung beim einstigen Titelfavoriten einer Trauerfeier. Durch den Einbruch nach 3:0-Führung gab Liverpool bereits die Hoffnungen auf den ersten Premier-League-Coup seit 24 Jahren auf - und musste sich auch noch Spott gefallen lassen.
„Bleibe dabei, dass Weinen auf dem Platz eine Sperre von drei Spielen nach sich ziehen sollte“, twitterte der frühere deutsche Nationalspieler Robert Huth. Vor ihrem letzten Saisonspiel liegen die Reds zwar einen Punkt vor Manchester City, der Verfolger hat jedoch noch zwei Partien zu absolvieren und die deutlich bessere Tordifferenz. „Ich denke, wir hätten heute einen Sieg gebraucht, um den Druck aufrechtzuerhalten. Ich denke, Manchester City wird seine beiden Heimspiele gewinnen und den Titel holen“, sagte Trainer Brendan Rodgers resignierend.
Der Spielverlauf erinnerte an den bislang letzten großen internationalen Triumph von Liverpool - nur unter umgekehrten Vorzeichen: Im Champions-League-Finale 2005 holte die Reds in Istanbul gegen den AC Mailand einen 0:3 Rückstand noch auf und gewannen im Elfmeterschießen. „Crystanbul!“, titelte die „Daily Mail“ über das „monumentale Comeback“ von Palace.
Für Liverpool schossen Joe Allen (18. Minute), Daniel Sturridge (53.) und Top-Torjäger Suarez (55.) einen scheinbar beruhigenden Vorsprung im Selhurst Park heraus. Doch die Gäste verloren defensiv völlig die Kontrolle und kassierten in der Schlussphase noch die Gegentreffer durch Damien Delaney (79.) und Dwight Gayle (81./88.). Mit Schlusspfiff hockte sich Suarez auf den Rasen und weinte deutlich hörbar für die TV-Zuschauer. „Es waren die Umstände“, erklärte Rodgers. „Es ist sehr leise in der Umkleidekabine. Die Spieler sind niedergeschlagen.“
Noch vor zwei Wochen sah sein Team nach elf Siegen in Serien wie der sichere Champion aus. Doch schon bei der 0:2-Heimniederlage gegen den FC Chelsea brachte sich Liverpool selbst um den Erfolg, als Gerrard vor dem ersten Gegentreffer slapstickartig wegrutschte. Zwar haben die Londoner selbst auch nur noch theoretische Titelchancen, brachten aber wie Stadtrivale Crystal Palace nun ManCity in eine komfortable Situation. „Was für ein Spiel, was für eine Liga“, twitterte Citys Mittelfeldspieler Nasri vor dem eigenen Nachholspiel am Mittwoch gegen Aston Villa. „Ich liebe Crystal Palace. Jetzt sind wir dran, unseren Job zu machen.“