„Sir Alex - unsterblich“ - Rooney als Partygast geduldet
Manchester (dpa) - Auf Fergies Abschiedsfeier schien ein Partygast bloß geduldet: Wayne Rooney. Gestrichen aus dem letzten Heimspiel-Kader von Sir Alex, hockte der wechselwillige Superstar bedröppelt in einer Zuschauer-Box.
Und Alex Ferguson wäre nicht Alex Ferguson, wenn er seinem Problemprofi als eine seiner letzten Amtshandlungen nicht noch öffentlich den Kopf gewaschen hätte.
„Ich glaube nicht, dass Wayne Rooney scharf darauf war, zu spielen, denn er hat um einen Wechsel gebeten“, sagte der knorrige Schotte schonungslos offen. Rooney sei „unglücklich, weil er ein paar Mal rausgenommen wurde“, plauderte Ferguson und watschte ihn verbal ab: „Ein Wayne in Top-Form“ hätte nicht die Bank gedrückt.
Als wollte der 71-Jährige bei seinem berauschenden „Happy End“ nach seiner 26-jährigen Ära im „Theater der Träume“ noch einmal die pädagogische Peitsche rausholen, befeuerte er Rooneys Spießrutenlauf. Als dieser seine Medaille für Uniteds 20. Meisterschaft auf dem Rasen abholte, schüttelte der Schotte seinem Ex-Liebling nur unterkühlt die Hand. Andere Spieler umarmte er herzlichst.
Old Traffords Publikum buhte Rooney aus. „Wir werden ihn nicht gehen lassen“, stellte Ferguson klar. Nun könne der 27-Jährige, angeblich umworben von Paris Saint-Germain und dem FC Bayern München, „noch einmal nachdenken über seine Zukunft hier, weil die hier sein wird.“ Später ruderte Ferguson ein bisschen zurück: „Es ist jetzt nicht mehr meine Entscheidung.“ Denn mit der Personalie Rooney darf sich nun Nachfolger David Moyes rumschlagen, der einst das 16 Jahre alte „Wonderkid Wayne“ beim FC Everton groß herausbrachte.
Ferguson mahnte in seiner bewegenden Abschiedsrede über Mikro am Mittelkreis auch an: „Euer Job ist es nun, dem neuen Manager zur Seite zu stehen.“ Bei der Parade im roten Doppeldeckerbus mit der Aufschrift „Champions 2013“ stand Rooney am Montagabend schon wieder auf dem offenen Dach und feierte an der Seite von Rio Ferdinand & Co. An Zehntausenden Fans vorbei fuhren Trainer und Team durch die Stadt und ließen sich feiern. „Gestern war ein Tag, den ich nie vergessen werde“, sagte Ferguson. „Meine ganze Familie wird ihn nie vergessen. Auch im Namen meiner Spieler Danke für all eure Unterstützung.“
Tags zuvor musste Ferguson bei seiner Ansprache nach dem letzten Saison-Heimspiel noch mächtig schlucken. Er dankte seinem Club: „Ihr wart das großartigste Ereignis meines Lebens.“ Im Interview verriet er, was er am meisten vermissen wird: „Die Last-Minute-Tore. Die liebe ich.“ Er nötigte ein letztes Mal einen Unparteiischen: „Ich wollte, dass der vierte Offizielle noch sieben Minuten oben drauf packt! Ich wollte ihn töten.“
Und gab preis, wann und weshalb er sich zum Abtreten entschloss: „Ich habe die Entscheidung, in Ruhestand zu gehen, vergangenes Weihnachten getroffen. Die Dinge änderten sich als die Schwester meiner Frau Cathy starb. Sie hatte ihre beste Freundin verloren: ihre Schwester Bridget. Außerdem wollte ich als Gewinner abtreten.“
Auf der Ehrentribüne beim 2:1 gegen Swansea City weinte Bryan Robson, als Spieler einst ein harter Hund. Die Profis verneigten sich vor Uniteds 38-Titel-Mann: „Es war eine große Ehre für mich, dass ich ein Jahr mit ihm arbeiten durfte“, sagte Robin van Persie.
„Ich glaube, es war sehr emotional für ihn“, meinte Paul Scholes, der seine Fußballschuhe zum zweiten Mal an den Nagel hängte. Ryan Giggs (39), bei allen 13 Fergie-Meistertiteln dabei, erinnerte an eine prägende Erinnerung: „Als ich 13 war und für die Salford Boys spielte, sah ich plötzlich Alex Ferguson als Zuschauer an der Seitenlinie.“
Am Ende verschwand Sir Alex in einem Knäuel mit seinen elf Enkeln. Die Horde trug rote United-Trikots mit dem Aufdruck: „GRANDPA 20“. Welch 71 Jahre alter Opa ist je so gigantisch in Rente gegangen?! Zu Songs wie Frank Sinatras „My Way“ und Iggy Pops „Lust for Life“. Vor 75 572 Zeugen von Fußball-Historie, die Plakate wie „Sir Alex - unsterblich“ hochhielten und „We love you, Fergie, we do“ schmetterten. Wayne Rooney dagegen schlich mit seiner hochschwangeren Frau Coleen und dem kleinen Sohn Kay - alle festlich in rot gekleidet - wie ein geprügelter Hund übers Feld.