Skandalkicker Anelka wechselt zu Juve

Turin (dpa) - Das französische „Enfant terrible“ ist zurück im europäischen Fußball. Nicolas Anelka hat trotz eines kolportierten Wochenlohns von über 230 000 Euro dem chinesischen Club Shanghai Shenhua vorzeitig den Rücken gekehrt.

Für vorerst fünf Monate soll der 33 Jahre alte Angreifer Juventus Turin im Kampf um die erneute italienische Meisterschaft helfen und so auch Lazio Rom mit dem deutschen Nationalstürmer Miroslav Klose auf Distanz halten.

„Ich bin glücklich, in Turin angekommen zu sein“, sagte Anelka, ehe er sich am Sonntag dem obligatorischen Medizincheck unterzog. Am Rande des 1:1 am Samstagabend vor heimischer Kulisse gegen den abstiegsgefährdeten CFC Genua hatte Juve den spektakulären Transfer bestätigt.

Schon seit geraumer Zeit drangen Spekulationen nach Europa, wonach der vor einem Jahr nach China gewechselte Anelka sich dort nicht mehr wohl fühle. Auch Teamkollege Didier Drogba, mit dem er schon beim FC Chelsea zusammen gespielt hatte, soll angeblich seinen vorzeitigen Abschied planen.

Fünf Monate, danach will der italienische Meister, der nach 22 Spielen mit 49 Punkten die Serie A anführt, in Sachen Anelka neu entscheiden. Der Vertrag beinhalte eine Option für eine zweite Saison, „wenn es gut läuft“, sagte Sportdirektor Beppe Marotta Sky Italia.

Das ist aber immer so eine Sache mit Anelka. Er war unzufrieden bei Paris St. Germain, er klagte beim FC Arsenal, er spottete in Madrid über Real-Denkmal Raúl und er machte auch vor Trainerbeleidigungen nicht halt. So wie bei der WM 2010 in Südafrika. Die Quittung: Nach 69 Länderspielen wurde Anelka aus der Équipe tricolore suspendiert.

Mit Lutscher im Mund und schwarzer Bommelmütze auf dem Kopf machte sich Anelka am Sonntag in Turin auf den Weg zum Fitness-Check. Zuvor hatte er selbst die Spekulationen um einen Wechsel angeheizt und ein Foto vor einem kleinen Jet getwittert - mit dem vielsagenden Titel: „Auf dem Flug nach...“

Seinen künftigen Teamkollegen verlieh das beim 1:1 gegen Genua allerdings noch keine Flügel. Zumindest auf Lazio Rom mit dem weiterhin pausierenden Klose (Oberschenkelprobleme) konnte Juventus den Vorsprung aber sogar auf sechs Punkte ausbauen. Die Römer kassierten eine 0:1-Heimniederlage gegen Chievo Verona. Es war die erste im eigenen Stadion nach zehn Spielen. In der Tabelle verpasste Lazio durch den Gegentreffer von Alberto Paloschi in der 61. Minute den Sprung auf den zweiten Platz. Punktgleich mit dem zweitplatzierten SSC Neapel belegt Lazio Rom Rang drei.