„So eng wie nie“ - Kuranyi mit Dynamo auf Meisterjagd
Moskau (dpa) - Mit Dynamo Moskau bläst der deutsche Ex-Nationalspieler Kevin Kuranyi zum Angriff auf die russische Fußball-Meisterschaft. „Es ist nicht unmöglich, Erster zu werden“, meint der Stürmer, der an diesem Wochenende in seine dritte Saison in der Premier Liga startet.
Noch ist der 30-Jährige seit seinem Wechsel zum Traditionsclub im Sommer 2010 ohne Titel - das soll sich ändern. Doch nicht nur Dynamo will ganz nach oben. „Die Konkurrenz ist sehr groß und sehr gut“, gibt Kuranyi zu. Ein Durchmarsch wie im vergangenen Jahr von Meister Zenit St. Petersburg ist in der Tat kaum zu erwarten. „So eng wie nie“ sei die Spitze im Ausrichterland der Weltmeisterschaft 2018 zusammengerückt, sagen Experten in Moskau.
Nur wenige Wochen Pause hatten die Nationalspieler, die vor allem bei den Topteams Zenit und ZSKA Moskau unter Vertrag stehen, nach der Europameisterschaft. Auch das frühe Vorrunden-Aus der Sbornaja gilt es zu verarbeiten. Gerade deswegen aber konnten sich die Clubs in Ruhe auf die Saison vorbereiten - die Medien diskutierten nur über einen Nachfolger von Dick Advocaat als Nationaltrainer. Nun soll es der Italiener Fabio Capello richten.
Zwar hat das mit Millionen vom Staatskonzern Gazprom unterstützte Zenit mit dem Georgier Levan Kenia (FC Schalke 04) einen Ex-Bundesligaprofi im Kader. Doch ein richtiger Kracher vom Kaliber eines Hulk oder Klaas-Jan Huntelaar, wie ihn Trainer Luciano Spalletti fordert, ist nicht in Sicht. Zudem rüsten die Moskauer Clubs zum Angriff auf den Titelverteidiger - in erster Linie Lokomotive, das den Europapokal überraschend verpasste.
Im kroatischen Ex-Nationaltrainer Slaven Bilic steht beim Eisenbahnerclub der wohl charismatischste Coach an der Linie. Unterstützung erhält er von seinem Landsmann Vedran Corluka (Ex-Leverkusen). Auch Vizemeister Spartak setzt mit dem Spanier Unai Emery (bislang Valencia) auf einen neuen Trainer.
Kräftig mitmischen will auch wieder der neureiche Club Anschi Machatschkala aus dem Konfliktgebiet Nordkaukasus mit Trainer Guus Hiddink. Mit den Millionen von Vereinspräsident Sulejman Kerimow peilt das Starensemble um Stürmer Samuel Eto'o nach der Europa League nun die Champions League an. Nur Außenseiterchancen hat Pokalsieger Rubin Kasan. Beim Meister von 2008 und 2009 streiten die aus Deutschland bekannten Nelson Valdez (Bremen, Dortmund) und Obafemi Martins (Wolfsburg) um einen Platz im Sturm. Am liebsten würde sich der Club noch mit Gökhan Töre vom Hamburger SV verstärken.
Auch Dynamo setzt auf Ex-Bundesligaprofis. Regie führt der Ex-Wolfsburger Zvjezdan Misimovic, der Abwehr soll der Kroate Gordon Schildenfeld (zuletzt Eintracht Frankfurt) Stabilität verleihen. Keine Rolle mehr spielt hingegen Stürmerstar Andrej Woronin (u.a. Mainz, Leverkusen, Hertha) bei den Blau-Weißen - der Ukrainer hatte sich mit Trainer Sergej Silkin überworfen und soll gehen. Neues Gesicht des Clubs ist nun sein bisheriger Sturmpartner Kuranyi - Silkin ernannte den früheren Stuttgarter und Schalker zum Kapitän. Der Spielführer will den Erfolg durch größeren Zusammenhalt.
„Im Schlussspurt der vergangenen Saison hat uns die Unruhe in der Mannschaft sicher den einen oder anderen Punkt gekostet“, räumt Kuranyi ein. So verspielte Dynamo die mögliche Vizemeisterschaft und damit die Champions-League-Qualifikation. Auch im Pokal war ein Erfolg ganz nah - doch das Finale verlor Dynamo gegen Rubin Kasan. Als Liga-Vierter starten die Moskauer nun in der Europa League.