Spanien fährt dank Goldjunge Paco optimistisch zur EM
Madrid (dpa) - Paco Alcácer, ein schmächtiger Newcomer, lässt Spaniens Fußball nach der WM-Pleite von 2014 wieder optimistisch in die Zukunft blicken.
Mit zwei Toren beim 4:0-Heimerfolg über Luxemburg, der dem amtierenden Doppel-Europameister das Ticket für die EM 2016 in Frankreich sicherte, avancierte der 22-Jährige zum Mann der Stunde.
„Was er anfasst, wird zu Gold“, titelte das Sportblatt „Marca“. Als das Team am Samstagabend in Vitoria zum letzten Quali-Spiel gegen die Ukraine nach Kiew abflog, wurde der nur 70 Kilo leichte Mittelstürmer des FC Valencia - bis vor wenigen Monaten noch ein Nobody - von den Fans mit am meisten bejubelt.
So ganz stimmt die Aussage von „Marca“ zwar nicht, denn Alcácer saß im Club zuletzt wegen Formschwäche oft auf der Bank. Gegen Luxemburg genügte dem Angreifer nach seiner Hereinnahme für den verletzten Álvaro Morata (33.) in Logroño aber eine knappe Stunde, um sein Trefferkonto im neunten Länderspiel mit einem Doppelschlag (67./80.) auf sechs zu erhöhen. Santi Cazorla sorgte am Freitag vor 16 000 Fans für die beiden weiteren Tore (41./85.).
„Marca“ errechnete, dass Alcácer im roten National-Trikot alle 79 Minuten getroffen hat. Damit sei der 1,75-Meter-Mann nach neun Spielen erfolgreicher als berühmte Landsmänner wie Rául (642 Einsatzminuten/ein Tor) oder David Villa (479/3) und auch treffsicherer als Superstars wie Lionel Messi (398/2) und Cristiano Ronaldo (338/1). „Wir haben eine neue Neun!“, hieß es.
„Zuletzt war es im Club nicht toll gelaufen. Ich habe die Tore gebraucht, egal ob mit dem Hintern oder mit dem Ohr“, freute sich Alcácer, der vor wenigen Jahren einen harten Schicksalsschlag überwinden musste. Beim 3:0-Testspiel-Sieg gegen AS Rom in Valencia im Sommer 2011 war dem damals 18-Jährigen ein Tor gelungen. Nach dem Duschen war er mit seinen stolzen Eltern auf dem Nachhauseweg, als der Vater auf der Straße an einem Herzinfarkt starb.
Nationaltrainer Vicente del Bosque scheint einige in die Jahre gekommene Goalgetter wie Alvaro Negredo, Roberto Soldado (beide 30) oder Fernando Torres (31) bereits abgeschrieben zu haben. Alcácer, der gegen die Ukraine von Anfang an spielen wird, hat aber noch Konkurrenz, darunter Juventus-Profi Morata (22) und Chelsea-Stürmer Diego Costa (27). „Aber keiner passt zum Kombinationsspiel von Spanien besser als Paco“, stellte die Zeitung „As“ fest.
In Logroño mussten die Hausherren ohne verletzte Stützen wie Andrés Iniesta und Sergio Ramos auskommen. Junge Spieler wie Alcácer und Bartra (24) Bewährungschancen - und nutzten sie. In Kiew sollen am Montag auch Bayern-Profi Thiago (24), Isco (24) und Koke (23) in der Stammelf stehen. Vor dem letzten Spiel ist der Weltmeister von 2010 mit 24 Punkten aus neun Spielen nicht mehr vom 1. Platz der Gruppe C zu verdrängen. „La Roja“ verpasst somit seit der EM 1992 weiter kein großes Turnier.
Nicht nur del Bosque ist für die Ära nach Xavi, Villa, Xabi Alonso & Co. zuversichtlich. „Marca“ titelte groß auf Seite eins: „Jetzt holen wir uns den dritten EM-Titel in Serie“. Es wäre dann nach 1964, 2008 und 2012 schon der insgesamt vierte Triumph für die Spanier, die Deutschland (3 Titel) hinter sich lassen würden. Luxemburg-Trainer Luc Holtz glaubt daran: „Die Spanier sind noch immer die besten der Welt, vor allem wenn es um Pass-Spiel geht.“