Spanien und Italien mit gleicher Problembewältigung
Rio de Janeiro (dpa) - Das Ziel ihrer Träume schauten sich Mario Balotelli und seine Kollegen erstmal von oben an. Vom 710 Meter hohen Corcovado mit der weltberühmten Christus-Statue blickten Italiens Nationalspieler hinab auf das legendäre Maracana-Stadion.
„Wir brauchen Schutz von oben und wir werden ihn sicher bekommen. Diese Wallfahrt tut uns bestimmt gut“, sagte Trainer Cesare Prandelli.
Im neu errichteten Fußball-Heiligtum Brasiliens will die Squadra Azzurra am Sonntag gegen Mexiko den Grundstein für einen erfolgreichen Confed Cup legen. Die bösen Erinnerungen an das Scheitern bei der Mini-WM vor vier Jahren in Südafrika sollen am Zuckerhut endlich vertrieben werden.
So denken die Italiener, so denken aber auch die Spanier. Wie der beim 4:0 im EM-Finale 2012 so eindrucksvoll bezwungene Kontrahent hat auch der WM- und EM-Champion für das eigene Ego noch eine Rechnung zu begleichen. Seit 2006 ist das 0:2 im Confed-Cup-Halbfinale 2009 gegen die USA in elf K.o.-Spielen die einzige Niederlage der Spanier. Ein Triumph im Finale am 30. Juni würde die Titelsammlung von Xavi und Co. doch noch komplett machen. Das schaffte bislang nur Frankreich (WM 1998, EM 2000, Confed Cup 2001). Der erste Schritt soll am Sonntag in Recife im schwierigsten Gruppenspiel gegen Uruguay gemacht werden.
Die Vorbereitung lief für die Italiener nicht optimal. Die Spanier steigerten sich nach dem 2:1 gegen Haiti immerhin im letzten Test und bezwangen Irland 2:0. Die Italiener offenbarten Motivationsprobleme. Dem 0:0 in der WM-Qualifikation in Tschechien inklusive eines erneuten Aussetzers von Bad Boy Balotelli folgte das peinliche 2:2 im Test gegen Haiti kurz nach der Ankunft in Rio de Janeiro.
„Müde Azzurri ohne Erfolgshunger“, schrieb die „La Gazzetta dello Sport“ schon von einem sich anbahnenden Desaster. „Das war eine Blamage“, echauffierte sich Prandelli. „So etwas darf einer Mannschaft wie der unseren nicht passieren“, mahnte Torwart Gianluigi Buffon. Angeführt von Balotelli zeigten die Azzurri, die samt Familien in Brasilien weilen, mehr Eifer beim Badespaß im Atlantik als beim Testkick. Zudem bereitet Balotellis Sturmpartner Stephan El Shaarawy einige Sorgen. Das 20 Jahre alte Talent vom AC Mailand musste zuletzt im Training wegen Muskelproblemen aussetzen.
Gegen Mexiko muss die Motivation der Italiener wieder stimmen. Das weiß auch Prandelli. Der CONCACAF-Champion ist in Brasilien mit acht Olympiasiegern von London 2012 am Start. Die von Manchester Uniteds Star Javier „Chicharito“ Hernandez angeführte Boy-Group weiß, wie große Siege schmecken. „Viele dachten nicht, dass wir in London gewinnen können, und wir haben es getan. Wir sind stark genug, jede Mannschaft in jedem Stadion zu schlagen“, sagte Trainer José Manuel de la Torre.
Von einer solchen Attitüde ist Uruguay derzeit ein Stück entfernt. Am Ort des letzten großen WM-Triumphs vor mittlerweile 63 Jahren ist Trainer Óscar Tabárez mehr mit der komplizierten Gegenwart beschäftigt. Das 1:0 in Venezuela brachte unter der Woche zumindest wieder mehr Hoffnung für eine erfolgreiche WM-Qualifikation. Nächstes Jahr in Brasilien dabei zu sein, ist für das kleine Nachbarland des WM-Gastgebers auch eine Prestigeangelegenheit.