Südafrikanischer Neuanfang - Schluss mit Bafana Bafana
Kapstadt (dpa) - Südafrikas Fußball steckt vier Jahre nach der Heim-WM und einer Pleitenserie tief in der Krise. Verbandschef Jordaan hat 2010 von FIFA-Chef Blatter gelernt, wie man Krisen meistert. Eine Maßnahme: Ein neuer Spitzname für das Nationalteam.
Südafrikas Sportminister machte aus seiner tiefen Enttäuschung keinen Hehl. Fikile Mbalula sprach von einem „Haufen von Verlierern“, die allesamt „unerträgliche, unnütze Individuen“ seien. Was den Politiker so erzürnte, war das blamable Abschneiden von „Bafana Bafana“, wie die Fußball-Nationalmannschaft am Kap genannt wird, bei der Afrika-Nationenmeisterschaft. Zu dieser Veranstaltung sind nur Spieler zugelassen, die bei Vereinen in ihrer Heimat spielen. Im Gegensatz zu vielen Konkurrenten schickte Südafrika nicht nur Spieler zweiter Wahl - und scheiterte trotzdem in der Vorrunde.
Diese „Schande“, so Mbalula, brachte das Fass nach dem frühen Aus beim Africa-Cup 2013 und dem Scheitern in der Qualifikation für die WM 2014 zum Überlaufen. Und zwang nun auch Verbandspräsident Danny Jordaan zum Handeln. Der OK-Chef der Heim-WM hat bei FIFA-Boss Joseph Blatter gelernt, wie man mit schwierigen Situation umgeht. Sein Maßnahmenkatalog mutet populistisch an. So will er dem Team einen neuen Namen geben. „Wir müssen von vorne beginnen und alles ganz neu aufbauen“, sagte Jordaan, der sein Amt an der SAFA-Spitze erst vor drei Monaten angetreten hat.
„Bafana Bafana“, was übersetzt „die Jungs“ heißt, sind schwer in die Jahre gekommen. Südafrikas Topkicker konnten sich schon seit 2008 nicht mehr für ein Turnier außerhalb ihrer eigenen Landesgrenzen qualifizieren. Dabei investierte das Land seit 2004 etliche Milliarden Rand in die fußballerische Infrastruktur und Entwicklung - nur um sechs Jahre später als erster WM-Gastgeber in der Fußballhistorie schon nach der Vorrunde auszuscheiden. „Unsere U-17- und U-20-Teams müssen gegen international renommierte Teams spielen können, damit sie sich künftig für die großen Turniere qualifizieren“, sagte Jordaan.
Welcher Name folgen soll, und wie dieser bestimmt wird, ist unklar. Ob an der Namensgebung auch die immer noch zahlreichen Fans von „Bafana Bafana“ beteiligt werden sollen, ist ebenso ungewiss. Mehr als auf allen anderen Kontinenten sind in Afrika Kosenamen für die jeweilige Länderauswahl gang und gäbe. Nigerias „Super Adler“, die ägyptischen „Pharaonen“ oder die „Elefanten“ von der Elfenbeinküste sind prominente Beispiele für diese Tradition.
Allerdings hat Jordaans angekündigte Suche nach einem neuen Namen auch einen ökonomischen Hintergrund: Die Rechte am alten Namen - und den damit verbundenen Marketing-Profit - muss sich die SAFA mit einem Geschäftsmann aus Johannesburg teilen, der bei der Registrierung des Namenspatents schneller als der Fußballverband war. Erst 1992 ist Südafrika nach dem Ende der Apartheid auf die internationale Fußballbühne zurückgekehrt. Bis dahin existierte mangels international auftretender Mannschaft auch kein Spitzname.
Als weiteren Schritt in der Neuausrichtung des Teams kann der Sponsorenvertrag mit dem Sportartikelanbieter Nike angesehen werden. Der Verband teilte am Dienstag mit, dass er mit dem amerikanischen Label einen Fünfjahreskontrakt abgeschlossen habe, der am 1. Februar in Kraft tritt. Nike löst somit Puma als Teamausrüster ab.