Super Sunday: Zweimal London gegen Manchester

London (dpa) - Fußball-England ist elektrisiert. Stars frotzeln, Trainer sticheln, und die Medien heizen den „Super Sunday“ mit den Premier League-Krachern Manchester City - Tottenham Hotspur und FC Arsenal - Manchester United zusätzlich an.

Die stolzen Hauptstadt-Clubs wollen Revanche für die desaströsen Hinspiel-Pleiten - und die ganze Welt schaut zu. Die Spitzenspiele werden in mehr als 150 Ländern übertragen. Die überraschend starken Spurs verloren in der Hinrunde gegen den Tabellenführer mit 1:5, die „Gunners“ gingen beim Meister sogar mit 2:8 unter - die schlimmste Pflichtspiel-Demontage seit 1896.

„Was in Manchester passiert ist, ist zweifellos eine Motivation. Ich habe noch nie ein Spiel 2:8 verloren. Ich bin heiß darauf, dies zu korrigieren und das Team ist es auch. Wir freuen uns drauf, die Dinge gerade zu rücken“, tönte Arsenal-Kapitän Robin van Persie, und selbst sein stets besonnener Coach Arsène Wenger ließ sich zu der trotzigen Aussage hinreißen, mit Rekordmeister ManU immer noch „auf einem Level“ zu sein. Dabei steckt das Team um den deutschen Nationalspieler Per Mertesacker nach zwei Liga-Niederlagen in Serie, zuletzt das peinliche 2:3 bei Aufsteiger Swansea, in einer Mini-Krise - und liegt als Tabellenfünfter bereits 15 Punkte hinter ManCity und zwölf Zähler hinter United.

Wenger musste zuletzt viel Prügel für seine Personalpolitik einstecken. Trotz unübersehbarer Defensivschwächen mit bereits 31 Gegentoren will der Franzose im Winter keine neuen Spieler verpflichten. Werder-Import Mertesacker konnte der Wackelabwehr bisher nicht die nötige Stabilität geben. In der Offensive soll es der ausgeliehene Liebling Thierry Henry richten, aber der Einsatz des 34 Jahre alten Arsenal-Rekordtorjägers ist wegen Wadenproblemen fraglich. Henry absolviert am Samstag einen letzten Fitnesstest.

Auch ManU-Trainer-Legende Sir Alex Ferguson symbolisierte durch die Rückholaktion des 37 Jahre alten Paul Scholes seine unglückliche Transferpolitik vor dieser Spielzeit. Immerhin blieb Ferguson cool vor dem Gipfeltreffen. „Rache? Daran habe ich in meiner Karriere noch nie gedacht. Das bin einfach nicht ich, aber vielleicht sind das andere.“

Spurs-Star Rafael van der Vaart provozierte die vermeintlich übermächtige Konkurrenz aus dem Nordwesten Englands mit der Behauptung: „City ist nicht mehr konstant. City hat Spieler, die Tore schießen und Spiele entscheiden können. Aber wir sind eher wie ein Team.“ Der ehemalige HSV-Profi hält sogar den ersten Meistertitel seit 1961 für die Spurs für realisierbar.

Auch Tottenhams Coach Harry Redknapp erlaubte sich einen kleinen Seitenhieb in Richtung des Scheich-Clubs. Die Spurs lauern auf Platz drei, mit fünf Punkten Rückstand auf den Spitzenreiter, „ohne jemanden, der durch die Tür kommt, und mir ein Bündel Geld auf den Schreibtisch klatscht“.

City-Trainer Roberto Mancini stieg auf die Psychospielchen im nervenaufreibenden Meisterschaftskampf nicht ein. „Wir müssen anfangen, hässlich zu gewinnen“, forderte der Italiener vor dem Spiel gegen die Londoner, die derzeit den begeisterndsten Fußball in England spielen. Der Ex-Wolfsburger Edin Dzeko hielt sich mit Kampfansagen gänzlich zurück und will Taten sprechen lassen. Der Bosnier erzielte im Hinspiel vier Treffer und beendete am Montag bei Citys 1:0 gegen Wigan seine zweimonatige Torflaute.

„Siege gegen direkte Konkurrenten hinterlassen psychologische Narben“, schrieb der „Mirror“ vor dem spannungsgeladenen 22. Spieltag. Die „Daily Mail“ titelte in Anspielung auf Arsenals 2:8-Debakel am 28. August 2011: „Vorsicht vor der Gegenreaktion“. So könnte der FC Chelsea lachender Fünfter des Wochenendes sein. Während sich die Konkurrenz die Punkte gegenseitig wegnimmt, tritt der Liga-Vierte (elf Punkte hinter City) bei Aufsteiger Norwich City an. Anschließend lädt Blues-Coach André Villas-Boas zu einer Teambuilding-Maßnahme nach Mallorca ein.