Tabubruch: Tscheche möchte Profi-Gehälter offenlegen
Düsseldorf (dpa) - Spekulationen gibt es reichlich, doch die tatsächlichen Spielergehälter im Profifußball sind ein stets gut gehütetes Geheimnis. Im tschechischen Fußball könnte sich das bald ändern.
Der Direktor des Erstligisten FK Teplice plant den Tabubruch.
František Hrdlicka will die Gehälter der Spieler seines Vereins veröffentlichen und könnte damit einen Präzedenzfall schaffen. „Wir möchten kein Geheimnis mehr aus den Gehältern machen. Das Ziel ist, dass die Leute wissen, wie viel die Spieler bei uns tatsächlich verdienen“, sagte Hrdlicka und stieß mit seiner Ankündigung bei der Konkurrenz in der tschechischen Gambrinus Liga auf wenig Verständnis.
Und in der Bundesliga? Hier sei dieses Modell nicht denkbar, sagte Bayer Leverkusens Kommunikationsdirektor Meinolf Sprink der Nachrichtenagentur dpa. „Das würde die Neid-Debatte in Deutschland zusätzlich befeuern.“ Zudem sei in den Muster-Verträgen der Deutschen Fußball Liga (DFL) eine Klausel eingebaut, welche die Vertragspartner zur Vertraulichkeit verpflichte. Auch beim FC Bayern München sollen die Gehälter ein wohlgehütetes Geheimnis bleiben.
Hrdlicka will für mehr Transparenz und Glaubwürdigkeit sorgen, die Spekulationen in den Medien und bei den Fans über die Verdienste der Profis beenden. Ihn ärgere es zu lesen, „dass bei uns riesige Gehälter bezahlt werden. Aber so ist das nicht. Vor allem junge Spieler verdienen nicht so viel“, betonte Hrdlicka. „Ich habe mit der Veröffentlichung überhaupt kein Problem und der Besitzer unseres Vereins auch nicht.“ Der Verein gehört „AGC Flat Glass Czech“, einem europaweit agierenden Glas-Hersteller.
Der Plan von Hrdlicka ist revolutionär und gewagt. Der Clubchef will neben dem Gesamtetat für den Profi-Kader, der auch bei einigen deutschen Bundesligisten bekannt ist, das exakte Gehalt jedes einzelnen Spielers offenlegen. Die Besonderheit in Teplice: Der Club hat ein eigenes Tarifsystem, nachdem die Profis bezahlt werden. Es gibt drei Gehaltsstufen: Die zwei oder drei Stars des Teams verdienen am meisten. In Tarifgruppe 2 sind die „normalen, durchschnittlichen“ Spieler eingeordnet, die etwa die Hälfte verdienen. Die 3. Gruppe bilden junge und unerfahrene Spieler mit geringerem Lohn.
Die Tarifgruppen will Teplice in jedem Fall aufdecken. „Das machen wir ganz sicher. Die drei Tarife veröffentlichen wir zu hundert Prozent“, stellte Hrdlicka klar. Doch er will noch weitergehen. Sein Plan ist, dass jedermann auf der Homepage des Clubs einsehen kann, was ein Fußballer in der Saison verdient. Dass es ein Präzedenzfall wäre, spielt für Hrdlicka keine Rolle. „Daran denke ich nicht. Für mich ist es überhaupt nicht wichtig, dass wir die ersten wären.“
Der Clubchef kennt die rechtliche Bedenken. „Es bleibt die Frage, ob wir auch die genaue Summe von jedem Spieler veröffentlichen dürfen.“ Um Klarheit zu bekommen, gab er mehrere Gutachten in Auftrag. Ergebnis: „Jedes sagt etwas anderes. Wir haben zwei Analysen auf dem Tisch. Die eine sagt, dass wir so was machen können, die andere, dass es nicht möglich ist. Wir müssen weitere Informationen sammeln“, so Hrdlicka, der die Zahlen noch dieses Jahr kundtun will.
Die täglich erscheinende tschechische Zeitung „Sport“ machte eine Meinungsumfrage bei den 16 Erstligisten. Das Ergebnis überrascht nicht: Fast alle Vereine lehnen eine solches Vorgehen für sich ab. Gehälter seien eine „interne Angelegenheit“, hieß es fast einhellig.
Die Clubführung von Dynamo Budweis hat ihre Profis und sich selbst per Vertrag zum „Stillschweigen“ verpflichtet. Solche Klauseln gibt es - wie in Deutschland - in den meisten Vereinen. „Ich persönlich hätte mit der Veröffentlichung kein Problem“, versicherte Jirí Kotrba, Generaldirektor von Budweis. „Aber die Verträge erlauben das nicht. Wir müssten alle Verträge umarbeiten. Das ist leider nicht möglich.“ Auch Slavia Prag wiegelte ab. Als einziger Erstligist kann sich Dukla Prag ein ähnliches Vorgehen vorstellen. „Wenn mehrere Vereine ja sagen, dann haben wir kein Problem damit. Bei uns verdient man sowieso nicht viel“, sagte Dukla-Sportdirektor Michal Šrámek.
Wie fast überall in Europa liegen Fußball-Profis auch in Tschechien mit ihrem Gehalt weit über dem Durchschnittsverdiener. Der „normale“ Monatslohn beträgt dort im Schnitt rund 24 000 Kronen (rund 1000 Euro). Die Stars der Spitzenclubs wie Sparta und Slavia Prag verdienen etwa 10 000 Euro monatlich, brutto und ohne Prämien.