Tahiti begeistert trotz Niederlage gegen Nigeria
Belo Horizonte (dpa) - Mit großer Leidenschaft hat Tahiti eine erstaunliche Premiere auf der Fußball-Weltbühne gefeiert und die Herzen der Fans im Land des Rekordweltmeisters im Sturm erobert.
Beim 1:6 (0:3) gegen Afrikameister Nigeria war der Ozeanien-Champion in Belo Horizonte in seinem Auftaktmatch beim Confed Cup natürlich ohne jede Siegchance, überzeugte aber phasenweise mit Kampf und Einsatzwillen. Am Ende schwanden bei den Amateuren die Kräfte, und Nigeria schraubte das Ergebnis noch in die Höhe.
„Das fühlt sich an wie ein Sieg. Wir sind doch Amateure, aber wir haben heute ein großes Spiel gemacht. Gegen eine Mannschaft wie Nigeria haben wir uns gewehrt. Allein ein Tor zu schießen, ist mehr als wir erwarten konnten“, sagte Marama Vahirua - der einzige Spieler im Aufgebot, der mit Fußball sein Geld verdient.
Trainer Eddy Etaeta blickte gerührt auf seine Spieler. „Es ist unglaublich. Wir können stolz sein. Wir haben gekämpft“, sagte er mit Tränen in den Augen. Eine 0:7-Niederlage im Testspiel gegen Chiles U 20 hatte Schlimmes befürchten lassen, doch allein der Tahiti-Treffer von Jonathan Tehau (54. Minute) wurde von Spielern und Betreuern wie ein WM-Siegtor bejubelt. Die 20 187 Zuschauer im Estadio Mineirao hatten sich schon früh festgelegt und feierten jede gelungene Aktion der Amateure. Nigeria wirkte einen Tag nach der wegen eines Prämienstreits verspäteten Ankunft sehr behäbig und verbuchte durch die Tore von Uwa Echiejile (5./80.), Nnamdi Oduamadi (10./26./76.) und Jonathan Tehau (69./Eigentor) nicht viel mehr als einen Pflichtsieg.
Schon am Donnerstag steht für Tahiti das nächste historische Kapitel in ihrer Fußball-Geschichte an, wenn im Maracana-Stadion von Rio de Janeiro Weltmeister Spanien der Gegner ist. Nigeria muss sich gegen Uruguay sicherlich steigern, um sich gute Chancen für das Erreichen des Halbfinales beim WM-Testlauf in Brasilien zu bewahren.
Die Elf aus dem Pazifik-Archipel wurde schon vor dem Anpfiff von den Zuschauern, unter ihnen FIFA-Präsident Joseph Blatter, begeistert empfangen. Als die Nationalhymne ihres kleinen Landes eingespielt wurde, kämpften die Spieler mit ihren Muschelketten um den Hals und die Betreuer mit den Tränen. Als erstes pazifisches Land überhaupt hatte die Toa Aito im vergangenen Jahr die Ozeanienmeisterschaft gewonnen und das Fußball-Märchen mit der Reise zum Confed Cup wahr gemacht. „Ihr erlebt jetzt ein Märchen, aber schnappt nicht über, denn es endet auch wieder“, hatte Etaeta gesagt.
Dass es sehr schnell enden wird - und zwar sieglos nach der Vorrunde - war eigentlich schon vor dem ersten Ballkontakt zu vermuten. Das Geschehen auf dem Rasen bestätigte dann anfangs auch die Kräfteverhältnisse. Gerade einmal fünf Minuten waren gespielt, als es Uwa Echiéjilé aus der Distanz versuchte und Tahitis Nicholas Vallar unhaltbar für seinen eigenen Torhüter abfälschte.
Oduamadi nach missratenem Spielaufbau des Außenseiters (10.) und nach einem schlimmen Patzer von Tahiti-Torwart Xavier Samin (26.) erhöhte vor der Pause auf 3:0. Allerdings kämpften, rackerten und grätschten die Amateure engagiert und unablässig, so dass sich die Zuschauer trotz des einseitigen Geschehens gut unterhalten fühlten.
Gelungene Aktionen wie die von Keeper Samin gegen den Kölner Zweitliga-Angreifer Anthony Ujah (30. Minute) wurden mit freundlichem Applaus bedacht. Im Gegensatz zu Ujah saß der Bremer Joseph Akpala zunächst nur auf der Bank beim Afrika-Meister.
Nigerias Motto nach 30 Minuten: Jetzt bloß keine Kraft vergeuden mit Blick auf die noch anstehenden Aufgaben. Die Spieler um John Obi Mikel vom FC Chelsea wirkten nicht frisch. Die Super Eagles waren wegen Streitigkeiten mit dem Verband über Prämienzahlungen mit zweitägiger Verspätung in Brasilien eingetroffen.
Zwar kam Tahiti, in der Weltrangliste hinter Syrien und vor Afghanistan auf Platz 139, mit seinem einzigen Profi Vahirua vom griechischen Zweitliga-Club Panthrakikos FC zu manch ansehnlicher Kombination, echte Torgefahr aber entwickelte sich zunächst nicht. Die beste Chance vergab Steevy Chong Hue per Kopf (43.).
Nach dem Wechsel dann allerdings geschah das nicht für möglich Gehaltene. Nach einem Eckball von Vahirua stieg Jonathan Tehau vom Verein Tamarii Faa'a höher als seine Gegenspieler und köpfte aus spitzem Winkel zum euphorisch bejubelten 1:3 ein. Nach einer kurzen Schwächephase fanden die Nigerianer aber wieder besser ins Spiel und machten mit weiteren Treffern alles klar.