Terminsuche für Katar-WM 2022 auf Zielgerade

Doha (dpa) - Bei der Sitzung der FIFA Task Force für den Terminkalender 2018-2024 geht es heute in Doha vornehmlich um die WM 2022 in Katar.

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Drei Ersatz-Terminvorschläge haben die Mitglieder des Gremiums ausgearbeitet, nachdem der Weltverband einsehen musste, dass eine Sommer-WM am Golf unrealistisch ist. Fast alles deutet auf eine WM vom 18. November bis 18. Dezember 2022 hin - FIFA-Boss Joseph Blatter will es so. Widerspruch gibt es dennoch. Aber wer will was und warum? Die Protagonisten des Welt-Fußballs haben höchst unterschiedliche Interessen.

DIE FIFA: Zähneknirschend mussten FIFA-Boss Joseph Blatter und sein Generalsekretär Jérôme Valcke eingestehen, dass eine Sommer-WM ein zu hohes Risiko ist. Mittlerweile verkauft Blatter den Termin im November/Dezember als seine Idee. Der Vorschlag Januar/Februar ist für den Weltverband unrealistisch, da die Kollision mit Olympia auch die Sponsoren des Weltverbandes verschrecken würde. So richtig glücklich über die Katar-WM ist aber auch bei der FIFA keiner mehr.

BUNDESLIGA, PREMIER LEAGUE UND CO.: Wie bei einer WM geht es in Europas Club-Fußball um Geld, viel Geld. Mit Vehemenz stemmt sich die European Club Association gegen eine Winter-WM, die Spielpläne in Bundesliga, Premier League oder Primera Division durcheinanderbringen würde. Dass der Kampf nicht komplett zu gewinnen ist, sah man ein. Nun geht es darum, die Auswirkungen gering zu halten und finanzielle Entschädigung herauszuschlagen. „Diese Kosten können nicht durch die Clubs bezahlt werden. Wir sind nicht bereit, diese zu zahlen“, sagte Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge. Der Terminvorschlag Mai 2022 ist eher ein Alternativ-Angebot, um die Verhandlungsposition zu verbessern.

DIE UEFA: Verbandsboss Michel Platini ist ein bekennender Befürworter der WM am Golf. Er stimmte für Katar und sprach sich früh für einen Wintertermin aus. Das bringt die Europäische Fußball-Union aber auch in ein Dilemma. Der November/Dezember-Termin schadet dem eigenen Hochglanz-Produkt Champions League. Aus diesem Kalkül propagiert man die Option Januar/Februar, wohlwissend, dass Olympia-Interessen diesen ausschließen. Eine glückliche Figur gibt die UEFA in der Causa Katar nicht ab.

DIE SPONSOREN UND TV-PARTNER: Die FIFA lebt von den Milliarden-Deals mit ihren Sponsoren und den TV-Anstalten. Verträge müssen nach dem Ausstieg von Sony und Emirates neu verhandelt werden - einen offiziellen WM-Zusammenhang gibt es hier aber nicht. In den USA war man beim TV-Sender Fox not amused, dass der einst ausgeschriebene Sommertermin flach fällt. Im November/Dezember ist in Amerika Football- und keine Soccer-Time. Seit dem neuen Vertrag für die WM 2026, die vielleicht in den USA stattfindet, ist aber zumindest dieser TV-Partner beruhigt.

DAS IOC: Eine Fußball-WM parallel oder kurz vor den Winterspielen? Das Internationale Olympische Komitee sagte sofort nein. Auch die Wintersportverbände wie die FIS intervenierten schnell. Blatter ist auch IOC-Mitglied und beschwichtigte seine Kollegen aus dem Olympia-Gremium. Die November/Dezember-Variante wäre für die Wintersportler gerade noch erträglich.

DIE WM-GASTGEBER IN KATAR: Die Scheichs am Golf staunten zunächst über die Heftigkeit der Debatte. Dann reagierten sie schnell auf alle Eventualitäten. „Wir können die WM zu jeder Jahreszeit ausrichten“, hieß es aus Katar. Im Sommer würde man die Stadien herunterkühlen, im Winter sei die Fußball-Welt ebenso willkommen. Auf wenig Gegenliebe stößt nur die Mai-Variante der ECA, wegen des Ramadan im Vormonat.