Ein Porträt Teurer Goldjunge: Neymar „auf dem Rasen am glücklichsten“
Paris (dpa) - Für einen Staatsakt braucht es einen Star wie Neymar. Zwei Jahre nach dem Trauma Brasiliens bei der Heim-WM schoss das Fußball-Genie seine Seleção im Sommer 2016 im Maracanã erstmals zum Olympiasieg.
Dieser schmächtige Wunderkicker verwandelte an jenem Abend den entscheidenden Elfmeter gegen Deutschland, erlöste 200 Millionen Brasilianer von ihren Seelenqualen, sank danach auf den Rasen und weinte. Das Drehbuch stimmte, Neymars Pathos auch.
Mit zentnerschweren Erwartungen ist der zum teuersten Fußballer der Historie aufgestiegene Techniker vertraut. Das war bei Heimatverein FC Santos so, das war zuletzt beim FC Barcelona so. In der Seleção zeigte sich jedoch, wieviel dieser extravagante Galakicker wirklich verkraftet. „Auf dem Rasen bin ich am glücklichsten“, meinte einmal „Juninho“, wie er von seiner Familie genannt wird.
Sein Wirbelbruch im WM-Viertelfinale 2014 gegen Kolumbien und das Aus für die 1:7-Erniedrigung gegen den späteren Weltmeister Deutschland versetzte Brasilien in einen Schockzustand. Die Auferstehung 25 Monate danach mit Olympia-Gold besorgte Neymar höchstselbst. „Er braucht ein Umfeld, das ihn glücklich macht. Wenn Privates und Berufliches im Einklang sind, kann er Spitzenleistungen abrufen“, erläuterte Brasiliens Nationaltrainer Tite einmal.
Santos ist Neymars fußballerische Heimat. In Pelés Verein reifte der Junge aus Mogi das Cruzes im Osten São Paulos. Schon mit 13 Jahren war sein Wechsel zu Real Madrid eigentlich perfekt, gemeinsam mit seiner Schwester Rafaela sollte er dort auch zur Schule gehen. Vater Neymar Senior als Manager hatte den Vertrag schon unterschrieben, nur Mutter Nadine musste noch signieren.
„Er bekam aber Heimweh“, beschrieb Neymars Vater das Dilemma, das letztlich zur Absage führte. „Ich wollte doch nur, dass er mit Freude weiterspielt. In jenen Tagen gab es aber keine Freude. Kein Geld der Welt hätte das ändern können.“
2010 überredete Pelé das Wunderkind, eine Offerte des FC Chelsea auszuschlagen und weiter beim FC Santos zu bleiben. Ende 2011 verliebte sich Neymar dann angeblich in Barça, als er im Endspiel der Club-WM in Japan gegen die Katalanen mit 0:4 unterlag.
„Bitte hol mich zu euch“, habe er noch auf dem Rasen zu Barcelonas damaligem Assistenztrainer Tito Vilanova gesagt, so berichteten es zumindest brasilianische Blätter. Im Sommer 2013 erhörte der FC Barcelona das Werben Neymars, der unter anderen Robinho, Ronaldinho und Lionel Messi als Vorbilder nennt.
Zusammen mit Messi und Luis Suárez bildete Neymar ein Angriffstrio der Extraklasse. Die Auszeichnungen zum Weltfußballer blieben dem Brasilianer aber verwehrt. Vielleicht kann er nun in Paris alleine so stark glänzen, dass ihm diese Ehre zuteil wird.
Eine Hypothek wird Neymar an die Seine jedoch mitnehmen. Sein angeblich 57 Millionen Euro teurer Wechsel von Santos nach Barcelona soll der Staatsanwaltschaft Madrid zufolge gut 83 Millionen Euro schwer gewesen sein. Ein brasilianischer Investmentfonds, der 40 Prozent der Anteile am Offensivspieler hielt, sieht sich geprellt. Damit ist Neymar in den Fokus eines Betrugsprozesses geraten. Mit dem Druck der Justiz muss er erstmal klarkommen.