Superstar in Düsseldorf Alle wollen Neymar sehen (mit Video)
Düsseldorf · Der brasilianische Fußballstar hat in Düsseldorf seine Modekollektion vorgestellt. Hunderte Fans haben im Regen auf den Spieler von Paris St.-Germain gewartet.
Es ist sechs Grad kalt und und es regnet. Dennoch stehen an diesem Donnerstagabend mehrere hundert überwiegend junge Menschen vor der Filiale einer großen Textilkette in der Düsseldorfer Innenstadt und warten. Grund ist der ankgekündigte Besuch des brasilianischen Fußballspielers Neymar. Zwischen den Spielen seines Vereins Paris St.-Germain ist er nach Düsseldorf gekommen, um eine Modekollektion vorzustellen, die er mit einer italienischen Modemarke entworfen hat.
Die Wartenden sind aufgekratzt und witzeln herum, jemand hat eine brasilianische Fahne mitgebracht. Als ein Mann Anfang 20 vorbeikommt und nach dem Grund des Menschenauflaufs fragt, reagiert er ungläubig: „Neymar? Das glaube ich nicht.“ Die Veranstalter haben sich sicherheitshalber auf eine große Menschenmenge eingestellt. Der rote Teppich vor der Filiale ist mit Zäunen abgesperrt, neben privaten Sicherheitsleuten sind auch die Polizei und Rettungskräfte vertreten.
Der 28-Jährige ist nicht irgendein Fußballstar. Aus der Masse der Sportler ragt er heraus. Als Neymar, damals 22 Jahre alt, sich bei der Weltmeisterschaft 2014 vor dem Halbfinale gegen Deutschland verletzte, trauerte das ganze Land. Seine Mannschaft war daraufhin komplett von der Rolle, das Spiel in Rio ging 1:7 verloren. Als Neymar 2017 vom FC Barcelona zu Paris St.-Germain wechselte, war der Transfer seinem Arbeitgeber 222 Millonen Euro wert, natürlich ein Rekord. Die französische Zeitung „Le Figaro“ titelte daraufhin: „Der Fußball verfällt in Maßlosigkeit“. Freiburgs Trainer Christian Streich wählte andere Worte: „Der Gott des Geldes wird immer größer und irgendwann verschlingt er alles. Aber die meisten werden es erst merken, wenn alles verschlungen wird.“
Neymar trägt seine Haare jetzt kurzrasiert
Seine Fans sind die Diskussionen egal, auch in Düsseldorf. Als Neymar mit Verspätung auf den roten Teppich läuft, kreischen die Wartenden. Nach einer kurzen Begrüßung mit Selfies betritt er das abgesperrte Modekaufhaus, posiert vor Fotografen vor einer Leinwand und begrüßt prominente und weniger prominente Gäste, die wohl vor allem seinetwegen gekommen sind. Unter ihnen sind unter anderem der US-Schauspieler Adrien Brody und das Model Alessandra Ambrosio.
Der Fußballer trägt schwarze Kleidungsstücke aus seiner neuen Kollektion. Die Haare hat er kurzrasiert. Mit seinen Frisuren überrascht er regelmäßig seine Fans. Auf Instagram hat er 133 Millionen Abonnenten, so viele wie kaum ein anderer. Zum Vergleich: Lady Gaga folgen etwas mehr als 39 Millionen Nutzer.
Von der Bezeichnung „Fußballer“ oder „Sportler“ scheint sich Neymar schon gelöst zu haben, vielmehr ist er ein globaler Superstar. „Doch heute bin ich ein Star, so wie Neymar“, heißt es in dem Song, den Deutschlands popluärster Rapper Capital Bra dem Brasilianer gewidmet hat. Der Name Neymar ist längst eine Metapher geworden für ein Leben im Luxus, für den Aufstieg aus ärmlichen Verhältnissen an die Spitze.
Angesichts dieser Tatsache wirkt es erstaunlich, dass er in manchen Momenten etwas unsicher wirkt. Auf Englisch gestellte Fragen beantwortet er äußerst knapp. Später, bei der Präsentation seiner Kollektion auf einer Bühne, ist eine Übersetzerin dabei, die die Fragen auf Portugiesisch übermittelt.
Das Jahreseinkommen von Neymar lag laut dem Magazin „Forbes“ im vergangenen Jahr bei umgerechnet rund 97 Millionen Euro. Legt man den Spitzensteuersatz von 45 Prozent in Frankreich zugrunde, wo Neymar bei Paris St. Germain angestellt ist, ergibt das 53,35 Millionen Euro netto. Damit verdient der 28-Jährige in zwei Jahren mehr, als kürzlich der Gewinner des Eurojackpots aus dem Münsterland erhalten hat. Noch absurder wird es, wenn man gängige Finanztipps auf die Einnahmen des Fußballstars übertragt. Würde Neymar dem Rat folgen, für ungeplante Ausgaben drei Netto-Monatsgehälter auf ein Tagesgeldkonto zu legen, so hätte er dort 13,3 Millionen Euro – um damit eine kaputte Waschmaschine auszutauschen oder ein defektes Auto zu ersetzen.
Vor diesem Hintergrund müsste Neymar nicht an einem Donnerstagabend im Februar auf einer Bühne stehen, um eine Modekollektion zu bewerben. Möglicherweise hat er aber auch einfach andere Menschen im Hinterkopf: Lionel Messi und Cristiano Ronaldo. Die beiden Fußballer sind die einzigen Sportler auf der Welt, die 2019 mehr verdient haben als er.