„Todesgruppe“, „Skandal“, „brutal“: Top-Teams stöhnen

Costa do Sauípe (dpa) - Greg Dyke strich sich lächelnd mit dem Zeigefinger den Hals entlang. Kopf ab, signalisierte Englands Verbandsboss nach der WM-Auslosung, die den Fußballern von der Insel im Sommer 2014 Italien, Uruguay und Costa Rica als Vorrundengegner bescherte.

„Das ist die Todesgruppe“, pflichtete ihm der italienische Nationaltrainer Cesare Prandelli bei. So richtig freuen konnten sich auch andere Top-Nationen nicht über die Ziehung. „Das wird nicht einfach“, meinte Spaniens Coach Vicente del Bosque zum Gegner Niederlande. Damit steht für den Titelverteidiger in Brasilien die Finale-Wiederauflage von 2010 an - und daneben noch Duelle mit Chile und Australien.

Franck Ribérys Franzosen gehörten an dem Los-Abend dagegen klar zu den Siegern. „Schwein gehabt“, meinte die Zeitung „Le Figaro“ mit Blick auf die Gruppe E mit der Schweiz, Ecuador und Honduras. Die „L'Équipe“ sah darin „ein Geschenk, das noch ausgepackt werden muss“. Auch die Emporkömmlinge aus Belgien hätten es schwerer erwischen können, in Gruppe H warten Algerien, Russland und Südkorea. „Ein gnädiges Los“, bescheinigte „Le Soir“ der Truppe von Marc Wilmots.

Die lautesten Wehklagen waren aus England und Italien zu vernehmen. Vor allem die Italiener haderten mehr oder weniger mit allem, was ihnen bei der Ziehung in Costa do Sauípe widerfahren war: Zunächst die Verlegung von Topf 4 in Topf 2, damit verbunden in Gruppe D zwei starke Gegner und die Zuteilung des Spielorts Manaus in der tropischen Urwaldhitze. „Skandal!“, schimpfte der „Corriere dello Sport“ über die „beschämende WM-Auslosung“, bei der der Weltverband FIFA und die europäische UEFA Frankreich „begünstigt“ hätten. Zur Erinnerung: Als schwächstes Team nach der WM-Qualifikation hätten die Franzosen nach Ansicht der Italiener automatisch in Topf 2 gehört.

Nationaltrainer Prandelli gab sich dennoch optimistisch: „Wir sind nicht beunruhigt. So eine schwierige Gruppe sorgt zumindest dafür, dass wir bestens vorbereitet sein werden.“ Einen Seitenhieb Richtung England und Uruguay hatte der smarte Coach ebenfalls parat. „Der schwerste Gegner? Costa Rica, denn die kennen wir noch nicht...“

Die Engländer sehnen die Revanche für das EM-Viertelfinale 2012 herbei - dass es in Manaus zur Hitzeschlacht kommen dürfte, bereitet aber auch den Three Lions Sorgen. „Rumble in the Jungle“ titelte der „Mirror“, bebildert in typisch englischer Boulevard-Manier mit Coach Hodgson samt Tropenhut, der beginne, „die Hitze zu spüren“. Kühler dürfte es während der Partie nach der Terminverlegung, die die FIFA am Samstag bekanntgab, nicht werden - im Gegenteil: Das Duell der Ex-Weltmeister wurde am 14. Juni von 21.00 Uhr auf 18.00 Uhr Ortszeit vorverlegt.

Verbandschef Dyke bemühte sich übrigens klarzustellen, dass seine Geste am Vorabend scherzhaft gemeint war. Hodgson zeigte sich selbstbewusst. „Ich würde immer noch einen Zehner auf meine Mannschaft setzen“, sagte er. „Unsere Gegner werden sich auch nicht vor Freude die Hände reiben, weil sie gegen uns spielen müssen.“

Mit einem „brutalen Debüt“ („Mundo Deportivo“) geht das Turnier für die Spanier los, wenn es im ersten Match zur WM-Revanche gegen die Niederländer kommt. „Donnerwetter!“, so „AS“. Von Schnappatmung war Trainer Del Bosque aber weit entfernt - „wir müssen einfach nur versuchen, die Gruppe zu gewinnen, mehr ist nicht zu tun“, betonte der Routinier mit dem Selbstverständnis von drei großen Titeln in vier Jahren. „Ich würde nicht von einer Todesgruppe sprechen.“

Der niederländische „Telegraaf“ erkannte ein „schweres Los“ - so richtig schlottern die Knie aber dennoch nicht. „Zum Glück waren die Götter Oranje diesmal wohl gesonnen“, fand das Blatt zugleich, bezog sich dabei aber in erster Linie auf die günstigen Spielorte - die Elftal kann wie geplant Quartier in Rio de Janeiro beziehen.