Toni Kroos: Der neue Taktgeber von Real Madrid
Cardiff (dpa) - Toni Kroos dirigierte, feuerte an, munterte auf und verteilte auch gewohnt souverän die Bälle, die ihm seine neuen Mitspieler bei Real Madrid auffällig gerne überließen.
Das Debüt bei den Königlichen hätte für den Fußball-Weltmeister aus Deutschland kaum besser laufen können: Beim 2:0 im europäischen Supercup-Finale gegen den Europa-League-Sieger FC Sevilla in Cardiff spielte Kroos, als sei er schon ewig ein Teil des beeindruckenden Starensembles.
Die spanische Presse feierte den Neuzugang vom FC Bayern München und lobte ihn fast so euphorisch wie Doppel-Torschütze Cristiano Ronaldo. „Kroos, der Boss“ und „SuperKroos“ titelte die „Marca“ und schrieb: „Er dirigiert das Team mit dem Taktstock eines Weltmeisters. Kroos war beim Champions-League-Gewinner der Herr im Mittelfeld. Einfach genial“. „El Mundo“ meinte: „Kroos gibt in seinem ausgezeichneten Debüt den Rhythmus vor.“
Der 24-Jährige selbst freute sich bei Facebook: „Erstes Spiel, erster Sieg, erster Titel“. Der Nachrichtenagentur dpa sagte er nach seinen ersten 90 königlichen Minuten: „Dafür dass ich erst eine Woche mit der Mannschaft trainiere, lief es wirklich sehr, sehr gut. Ich bin froh, dass ich bei Real bin, aber ich glaube, Real ist auch froh, dass ich da bin. Ich denke, wenn ich weiter ähnlich spiele, ist der Trainer zufrieden“. Beinahe zeitgleich erklärte Carlo Ancelotti nebenan: „Kroos' Darbietung war perfekt. Er war schnell und eindeutig in allem, was er tat“.
Der DFB-Kicker führte sich nahtlos in das Spiel des spanischen Rekordmeisters ein. „Kroos überwacht Reals Maschinenraum“, hieß es in der „Marca“. Die Statistiken belegen diese These: 96 Prozent seiner Pässe kamen an. Kein anderer Akteur auf dem Rasen hatte wie er mehr als 100 Ballkontakte. Das gefiel selbst Superstar Ronaldo.
„Er ist ein großartiger Spieler. Er wird sehr wichtig für uns sein“, kommentierte der Portugiese, der sich mit den beiden Toren (30./ 49.) den WM-Frust von der Seele schoss. Ronaldo präsentierte sich fit und hungrig wie lange nicht - und auch er profitierte von der überzeugenden Premiere seines neuen Mitspielers: An der Entstehung des zweiten Treffers war Kroos direkt beteiligt.
Dass bei Real Xabi Alonso gesperrt fehlte, fiel in der walisischen Hauptstadt überhaupt nicht auf. Coach Ancelotti plant ohnehin die schrittweise Ablösung des 32 Jahre alten Routiniers durch Kroos. Die sportliche Zukunft von Sami Khedira bleibt dagegen ungeklärt. Der zweite deutsche Weltmeister stand aus unbekannten Gründen nicht im Kader und musste von der Bank aus tatenlos zuschauen. In der Presse halten sich hartnäckig Wechselgerüchte.
Beim Feiern wirkte Khedira sogar fast ein wenig schüchtern. Auch Kroos reihte sich nach seiner auffälligen Leistung auf dem Spielfeld bei der Siegerehrung wieder hinten ein. Diese Prozedur ist für den Nationalspieler nach neun Titeln in zwei Jahren sowieso längst Routine. Bereits mit den Bayern gewann er den Supercup. „Es waren in letzter Zeit wirklich viele Titel. Das ist der Lohn für die harte Arbeit. Ich habe aber auch immer in tollen Mannschaften gespielt mit großer individueller Qualität. Natürlich bin ich auch selbst seit zwei, drei Jahren in sehr guter Form“, sagte Kroos. „Ich bin heiß darauf, weitere Titel zu gewinnen“.
Das wird er auch müssen. Daran ließ Iker Casillas keinen Zweifel. „In Madrid wird jedes Jahr mehr von dir verlangt. Eine Saison ohne Pokal ist ein Misserfolg. Wir haben die Pflicht, mit den Fans am Cibeles-Brunnen Titel zu feiern“, meinte der Real-Keeper. Mit Kroos hat er dafür nun einen Experten im Team.