Trainerbeben in Europa: Top-Teams tauschen ihre Chefs

Berlin (dpa) - Im Transferzirkus sind die Trainer die neuen Stars. Mit den spektakulären Personalien bei Bayern, ManU, und ManCity stahlen die Teamchefs ihren Spielern bislang ohne Frage die Show.

Die jüngste Erschütterung im europäischen Trainerbeben: Nach José Mourinhos Rückkehr zu Chelsea rückt Carlo Ancelotti für ihn bei Real Madrid nach. Laurent Blanc wiederum ersetzt den Italiener bei Paris Saint-Germain. Angetrieben wird das Wechselkarussell vor allem von den reichen Investoren der Clubs - für sie ist ein starker Trainer auch eine Renditegarantie.

Die Vereine verpflichten keine Feuerwehrmänner, sondern Spitzenpersonal für die langfristige Planung. Der Schotte David Moyes hat bei ManU einen Sechsjahresvertrag erhalten, Chelsea hat José Mourinho für vier Jahre zurückgeholt. Auch der FC Bayern und Real Madrid versprechen sich mit Trainern wie Pep Guardiola oder Carlo Ancelotti dauerhaft eine neue Philosophie in ihren Teams.

Aber warum kommen die Wechsel gerade jetzt und so geballt? Zwei Gründe sind entscheidend: Erfolglosigkeit und Geld. Vielen Topclubs blieben in der vergangenen Saison die großen Trophäen verwehrt. Manchester City zum Beispiel landete in der Liga nur auf Platz zwei, im englischen Pokalfinale verloren sie gegen den Absteiger Wigan Athletic. „Jeder weiß, wenn du zu einem Club wie Manchester City kommst, musst du Titel holen“, sagte Manuel Pellegrini kurz nach seinem Amtsantritt. Auch Chelsea und Real blieben in der abgelaufenen Spielzeit komplett ohne Titel.

Vor allem in England und Frankreich strotzen einige Vereine neuerdings nur so vor Finanzkraft. Bei PSG und ManCity pumpen reiche Scheichs ihre Öl-Millionen in die Club-Kassen. Chelsea kann sich auf das Kapital des russischen Oligarchen Roman Abramowitsch stützen. Zudem hat der Verein aus West-London seinen Vertrag mit dem Ausrüster Adidas kürzlich bis 2023 verlängert. Der Sportartikelgigant überweist laut einem Bericht der Zeitung „The Sun“ dafür insgesamt 353 Millionen Euro. Mourinho soll in London umgerechnet über 11,5 Millionen Euro im Jahr verdienen.

Ein finanziell potenter Club ist für Trainer nicht nur wegen des dicken Gehalts interessant. Coach bei Paris Saint-Germain zu sein, bedeutet: Shopping auf dem Transfermarkt mit „goldener Kreditkarte“. Seit dem Einstieg des katarischen Investitionsfonds QSI vor zwei Jahren hat Clubchef Nasser Al-Khelaifi rund 250 Millionen Euro für neue Spieler ausgegeben und liegt damit im Vergleich zu den anderen Landesmeistern mit Abstand vorn. Frankreichs ehemaliger Nationaltrainer Blanc wird als neuer Coach einen langen Wunschzettel schreiben dürfen.

Mit dem Geld steigt aber auch der Erwartungsdruck. Die Investoren wollen Rendite - und die Trainer sollen für ihren Erfolg garantieren. City-Trainer Pellegrini weiß, dass er liefern muss: „In der letzten Saison haben sie leider keinen Titel geholt, aber ich bin sicher, in diesem Jahr gewinnen wir vielleicht die Premier League, die Champions League. Wir werden versuchen, alles zu gewinnen“, sagte Pellegrini.

Dem spanischen Meister FC Barcelona könnte bald ein unfreiwilliger Trainertausch drohen. Tito Vilanova wird wegen seiner Krebserkrankung seit Dezember vom Barça-Assistenten vertreten. Die Katalanen kündigten Mitte Juni an, mit dem Spanier weiterzumachen, doch seine Krebserkrankung könnte ihn bald zum Rücktritt zwingen. Es wäre ein schmerzlicher Wechsel, jenseits von Geld und Misserfolg - ganz ohne Erdbeben.