Transfers in Europa: Zwischen Kleckern und Klotzen
Berlin (dpa) - Über eine halbe Stunde mussten die Reporter warten, dann erst betrat der Posterboy des Fußballs die Bühne: Der Transfer von David Beckham zu Paris St. Germain überstrahlte das Ende der Wintertransferperiode.
Nach dem Kaufrausch des vergangenen Sommers zahlte PSG für den 37-Jährigen keine Ablöse und spendet sein Gehalt wohltätigen Zwecken. Die von Finanzproblemen gebeutelte Ligue 1 hat die im Sommer begonnene Abmagerungskur im Winter fortgesetzt. 26 Profis wurden für die Rekordsumme von 51 Millionen Euro ins Ausland verkauft. 61,3 Millionen Euro ausgegeben, 62,4 Millionen eingenommen - macht unterm Strich sogar ein Plus von 1,1 Millionen.
Die Nettobilanz fällt mit 7,7 Millionen nur in Spanien besser aus. Die Vereine der Primera División gaben insgesamt rund 12,7 Millionen Euro für neue Spieler aus. Das ist etwa ebenso viel wie vor einem Jahr und nur ein Bruchteil der Summen, die in anderen Ligen gezahlt wurden. In Spanien überwogen eindeutig die Spielerverkäufe. Der spektakulärste Transfer war der Wechsel des Verteidigers Nacho Monreal, der zum Kreis der Nationalmannschaft gehört und für zehn Millionen Euro vom FC Málaga zum FC Arsenal ging.
Obwohl die abstiegsbedrohte TSG Hoffenheim satte 11,2 Millionen Euro in neue Spieler investierte, sind in der Bundesliga die großen Ausgaben nicht zu finden. Auch nicht in Wolfsburg, wo in den letzten Jahren unter Felix Magath eifrig Spieler verpflichtet wurden. Zwar bezahlte Wolfsburgs neuer Manager Klaus Allofs 7,5 Millionen für Ivan Perisic an Dortmund. Gleichzeitig reduzierte er den riesigen Kader um neun Spieler. Die spektakulärsten Transfers hatte Schalke 04 zu verbuchen. Raffael und Michel Bastos kommen aber für vergleichsweise kleines Geld auf Leihbasis.
Von Finanznot geplagt scheinen englische Vereine weiterhin nicht zu sein. Die Premier League ist und bleibt der größte Umschlagplatz für Fußballprofis. Die 225 Millionen ausgegebenen Euro der Wintertransferperiode 2011 wurden zwar nicht geknackt. Trotzdem ist England mit 144,5 Millionen Euro Ausgaben in diesem Jahr der Spitzenreiter der europäischen Ligen. Allein der Tabellenletzte Queens Park Rangers zahlte 25,5 Millionen Euro für den Ex-Herthaner Christopher Samba (Anschi Machatschkala) und Loic Remy (Marseille).
Dafür ist die Liga um einen Paradiesvogel ärmer. Mario Balotelli brachte seinem Scheichverein Manchester City 20 Millionen Euro ein. Einst von Italiens Ex-Premier, Medienmogul und AC Mailand-Besitzer Silvio Berlusconi als „fauler Apfel“ bezeichnet, soll der Stürmer nun die Rossoneri nach Europa schießen. Dafür durfte Alexandre Pato für 15 Millionen zurück in die brasilianische Heimat zu Corinthians. Die weiteren Top-Zugänge sind in Italien Mateo Kovacic (Inter Mailand), Giuseppe Rossi (AC Florenz) und Nicolas Anelka (Juventus Turin). Insgesamt investierte die Serie A im Winter 93,25 Millionen, nahm aber auch 64,7 Millionen ein.
7,5 Millionen davon kamen vom Bosporus: Galatasaray Istanbul verpflichtete Wesley Sneijder und Didier Drogba. Zwei Champions League-Sieger, zwei Schnäppchen: Drogba kommt ablösefrei aus China. Auch in Russland ist der richtige Knaller nicht zu finden. Der in Europa weitgehend unbekannte Brasilianer Willian wechselt für 35 Millionen zu Anschi Machatschkala, das außerdem Lassana Diarra für fünf Millionen von Real Madrid unter Vertrag nahm. Der französische Nationalspieler Yann M'Vila ging für zwölf Millionen von Rennes zu Rubin Kasan. Der Rubel rollte schon im September bei Zenit St. Petersburg: 95 Millionen wurden für Hulk und Axel Witsel an Porto und Benfica überwiesen.