Trotz Angst: „Terrier“ Vogts will Vertrag erfüllen

Baku (dpa) - Der „Terrier“ will weiter kämpfen. Weder die Attacke vor dem Spiel gegen Deutschland noch die kritischen Fragen konnten Berti Vogts zum Rücktritt treiben.

„Ich habe Vertrag bis Ende des Jahres. Und wir werden mit Sicherheit den Vertrag erfüllen“, erklärte der deutsche Trainer von Aserbaidschan nach dem 1:3 gegen „seine“ ehemalige deutsche Fußball-Nationalmannschaft mit einem Blitzen in den Augen. „Es wird weiter mit dieser jungen Mannschaft gearbeitet - und wir werden auch noch einige Spiele gewinnen“, betonte Vogts in einem Pressezelt, in dem es diesmal gesittet zuging.

Vor der EM-Qualifikationspartie in Baku hatte das noch anders ausgesehen. Der ehemalige Bundestrainer, in seiner Profizeit wegen seiner Bissigkeit „Terrier“ genannt, fühlte sich attackiert und angegriffen. „Wenn drei Verrückte auf einen losstürmen, fühlt man sich sehr eingeengt und belästigt. Ich hatte Angst. Es waren drei Idioten“, sagte der 64-jährige Vogts, ohne den genauen Hergang des Ereignisses aufzulösen. Von Klopapier und einer Gießkanne als Zeichen der Missachtung war die Rede, auch von einer Anzeige. „Gott sei Dank habe ich einen Zeugen, meinen Dolmetscher“, sagte Vogts. Die Sache bleibt trotzdem undurchsichtig.

Lieben werden die aserbaidschanischen Fans den 96-maligen deutschen Nationalspieler, der im vierten Jahr in Aserbaidschan arbeitet, nicht mehr. Gegen Deutschland gab es anders als bei der bitteren 1:2-Niederlage in Kasachstan zuvor aber wieder viel Beifall für den mutigen Auftritt des Berti-Teams. „Das Volk und die Menschen in Aserbaidschan sind sehr freundlich. Und sie haben nicht verdient, dass man so negativ darüber berichtet. Aber das haben diese drei Idioten zu verantworten“, betonte Vogts.

Zum Verständnis der Vorfälle müsse man die Mentalität des Volkes verstehen, bemerkte der Europameister-Trainer von 1996. „Die Aserbaidschaner haben keine Geduld. Sie wollen sofort Erfolg haben. Das ist vielleicht im Ringen möglich - und nicht mal da“, sagte Vogts, der sich am Kaspischen Meer nicht nur als Nationaltrainer, sondern als Fußball-Entwicklungshelfer sieht. „Das sind langwierige Lernprozesse. Ich verstehe die Kritik, aber sie ist nicht gerechtfertigt“, erklärte Vogts zur Stimmung in seinem Gastland und verwies auf das Beispiel der Deutschen.

„Da sieht man, was es heißt, ein Langzeitprojekt in den vergangenen zehn Jahren zu verfolgen“, sagte Vogts. So viele junge Spieler in der Top-Klasse habe es in Deutschland selten gegeben. „Ich wünsche, dass die deutsche Mannschaft in Polen und der Ukraine den Titel holt“, übermittelte der Ex-Bundestrainer. Er selbst will in Vorderasien weiter darum kämpfen, damit in einigen Jahren der Anschluss gefunden wird „an das Mittelmaß des europäischen Fußballs“. Wie lange noch, „das wird man sehen“, verabschiedete sich Vogts.