UEFA-Chef Platini: Rugby oder FIFA-Chef
Wien (dpa) - Mitten im Pressegespräch läutet bei Michel Platini das Handy mit Frank Sinatras „I've got you under my skin“ als Klingelton. Der UEFA-Chef erkennt die Melodie und weiß: „Das ist meine Frau, die anruft.“
Auf den Rückruf muss Madame Platini ausnahmsweise warten. Erst äußert sich ihr Gatte nach seiner Wiederwahl zum UEFA-Präsidenten noch zu mehreren Themen der Fußball-Politik.
SEINE ZUKUNFT: Fünf Amtszeiten von FIFA-Präsident Joseph Blatter sind zu viele, meint Platini. Er selbst tritt seine dritte als UEFA-Chef an. Wird es auch seine letzte sein? „Das weiß ich nicht. Aber ich bin fast 60, in vier Jahren bin ich 64. Ich weiß nur, dass meine nächste Entscheidung die letzte für meine Karriere sein wird.“ Die Optionen für ihn: „Vielleicht gehe ich Fischen, vielleicht gehe ich zum Rugby“, scherzt er. Tatsächlich wird sich für Platini auch 2019 die Frage stellen, ob er FIFA-Präsident werden will.
SEINE FREUNDSCHAFT MIT DFB-PRÄSIDENT WOLFGANG NIERSBACH: „Wir kennen uns schon sehr, sehr, sehr lange. Wir haben zeitlich einen ähnlichen Werdegang im Fußball, ich als Spieler, er als Journalist und später in der Administration.“ Die engen Bindungen zahlen sich für beide aus. „Er hat eine wichtige Aufgabe“, sagte Platini über Niersbach. Der DFB-Chef wird FIFA-Präsident Blatter - sofern dieser wiedergewählt wird - im FIFA-Exekutivkomitee genau auf die Finger schauen, so die Hoffnung der UEFA-Administration.
DIE FIFA-PRÄSIDENTSCHAFTSWAHL: Er selbst wollte nicht kandidieren. Zwischen den drei Blatter-Herausforderern für die Wahl am 29. Mai in Zürich, Michael van Praag, Luis Figo und Prinz Ali bin al-Hussein, legt sich Platini nicht fest und verfestigt damit den Eindruck, dass das Trio aus taktischen Gründen auf UEFA-Ticket fährt. „Ich weiß nicht, wer es werden soll. Ich weiß nur, wer es nicht werden soll“, sagt der Franzose. Blatter nämlich, gegen den er selbst nicht antreten wollte.
DIE ANZAHL DER EUROPÄISCHEN WM-TEILNEHMER: 13 Mannschaften plus Gastgeber Russland ist die Minimalforderung der UEFA, wenn es um die Anzahl der WM-Teilnehmer 2018 geht. Platini aber steigt in das Feilschen ein: „Wir wollen mehr. Wir sind der Verband, der dreimal den Weltmeister stellte“. Die Wahlkampftaktik von Blatter, der Asien und Afrika Versprechungen macht, glaubt er, durchschaut zu haben. Am 29. Mai ist Präsidentschaftswahl. „Für den 30. Mai beruft Blatter eine Sitzung ein, bei der die Kontingente festgelegt werden“, sagt Platini und kratzt sich nachdenklich am Kopf.
DIE DEUTSCHE OLYMPIA- UND EM-BEWERBUNG FÜR 2024: Die Deutschen sind sportverrückt, das weiß Platini, der als Fußballprofi 1982 und 1986 gleich zweimal gegen die DFB-Elf in einem WM-Halbfinale verlor. „Sie lieben Olympia und sie lieben Fußball“, sagte er. Aber Olympia und die Fußball-EM in einem Jahr in einem Land? „Es ist nicht an mir, einen Ratschlag zu geben“, sagt der Franzose. Erinnert aber daran: „Die Türken wollten für 2020 das Gleiche. Und am Ende haben sie gar nichts bekommen.“